OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 4

Oberösterreichische Heimatblätter klosters in Traunkirchen, der im Stile des Frührokokos um 1740/50 die bekannte Fischerkanzel und einige der Krippenfiguren schuf, weiter verdichtet. Abgesehen von den spätgotischen Weihnachtskrippenreliefs in der Alt¬ münsterer Kirche (um 1490) und der schönen, wenn auch neugefaßten Relieftafel in Nachdemsee (Privatbesitz, datiert 1509 mit ersten Anzeichen der Donauschule), begegnen wir der Welt der Krippe in Altmünster erstmalig in einer Erwähnung aus dem Jahre 1670 3), deren verhältnismäßige Späte hier an einem Brennpunkt der Gegenreformation — Altmünster ist ja die Pfarr- und Begräbniskirche Herberstorffs — bemerkenswert ist. Bei der gründlichen Durch forschung der Pfarrarchivbestände kann man kaum annehmen, daß eine frühere Notiz oder Rechnung entgangen wäre. Wirtschaftliche Not, wohl aber auch Trotz mögen die Ursache dieser geringen Spendefreudigkeit*) gewesen sein. Es muß auffallen, daß die Pfarre Hohenzell im Innviertel schon um 1630 eine Krippen¬ erwähnung bringt, während selbst das reiche Kremsmünster erst aus dem Jahre 1632 die erste Krippenrechnung aufweist, der dann freilich in kurzen Abständen immer neue Erwähnungen folgen (1639 und 1669). Irgendwelche Reste dieser Altmünsterer Krippe des 17. Jahrhunderts haben sich nicht erhalten. Aus den folgenden Verträgen der Pfarre Altmünster sehen wir, wie sehr die Krippe stets lebendiger Pflege und Erneuerung bedarf, wozu freilich auch der Wunsch kommt, die Pracht und den Umfang der Figurenbestände zu erweitern. So erhält 1720 Bartholomäus Perdiller5) einen Auftrag, neue Figuren für die Altmünsterer Krippe zu schnitzen. Seine Arbeit wird ergänzt durch den Maler J. A. Peyrl, der die sechzehn Figuren, aber auch die achtundzwanzig „um 10 fl erkaufte alte Khrippen Stuckh“ zu fassen hat. Die Verträge mit Perdiller (nach der Originalfassung) und mit Peyrl (aus dem Pfarrarchiv Altmünster) werden nachfolgend erstmalig zum Abdruck gebracht: Die Khrippen zu alten Münster betrf: den 28. 7 ber 720: Erstlichen sint umb die durch H. Bartholomä Perdillern Bildthauern in Gmundten hergegebene 28 alte Figuren sambt dem wenigen Geiaydt Werch denselben gegen zuthuen habent Nöthigen Reparation Versprochen wordten 10 fl — kr Vor die Muetter Gottes Knyendt, den Heilig Joseph Stehent: Unnd d Jesu Khindt¬ lein ligent in seiner Khrippen, Item 3: Heil: drey Khönigen, nebst Ihrem opfer in d Handt, dann die Glory: drey diener, 3: Pferth, 3: Hirrten, 3: Wachtr also vor: 16 Neue Figuren eines Schuach hoch Sauber alles von guetten Holz geschnidt a 1 fl 25 kr u A 20 fl — Vor den oxen, 11: Scheffl Khraustgeschnitten, unnd 2 : Stehuntr Schöffer Hundt nach proportion z obigen Figuren 7 fl — ... 3) Ahammer, S. 126. *) Der großartige Hochaltar von 1690, der heute, wenn auch verändert, wieder die Alt¬ münsterer Kirche schmückt, ist fast eine ausschließliche Spende des selbstlosen Pfarrers Finsterwalder (1664— 1703), der zu den Kosten 1400 fl beitrug, während die Pfarrgemeinde nur 13 fl auf¬ brachte. Ahammer, S. 119. 5) Er selbst unterschreibt auf einer Zahlungsbestätigung für „den KhriphlKasten“ aus dem Jahr 1721: „Bahrtolome Pertiller pildthauer in gmundtn“. 316 Contract

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2