OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 4

Seiberl: Zur Geschichte der Gmundener Hafnermalerei getragenen Farben nicht zerfließen. Technisch unterscheidet sich dieses kaum von den späteren bemalten Stücken; es zeigt dieselben weichen, leicht irisierenden Glasuren. Unter solchen Umständen ist es daher kaum wahrscheinlich, daß genaue archivalische Angaben über Herkunft und Anfänge der neuen Majolikadekoration gefunden werden könnten. Ich kann hiezu lediglich berichten, daß das älteste datierte Stück dieser Art, das ich vorgefunden habe, die Jahreszahl 1717 trägt. Es ist dies ein kleines Walzenkrüglein, das auf der Vorderseite mit einer bunten Blumenstaude verziert ist, die entfernte Ähnlichkeit mit dem Blumendekor der bekannten Habanerwaren aufweist. Scherben, Glasur und Farbgebung zeigen dabei alle Merkmale der Gmundener Majolika. Dieses Krüglein, das in einer Antiquitätenhandlung in Aussee erworben wurde, fügt sich mit einem bauchigen, ganz ähnlich bemalten Krug (1719), einer großen Kanne mit Jagddarstellung (1721), beide im Linzer Landesmuseum, einem kleinen birnförmigen Krüglein im Museum zu Ischl, einem ebenfalls birnförmigen Krug mit Vogeldarstellung im Wiener Volkskundemuseum (1719) und einem Krug im Heimatmuseum zu Aussee, der die Darstellung einer Frau trägt, zu einer Gruppe zusammen. Wahrscheinlich ist dieser auch ein Maßkrug mit Hufschmiede-Szene in der Sammlung Hatschel in Vöcklabruck (1718) zuzuzählen. Wie bereits Haberlandt an dem Exemplar des Wiener Volkskundemuseums beobachtet hat, zeigt die Malerei noch eine gewisse Unsicherheit, die die Stücke als Anfangsarbeiten kennzeichnet und es ist anzu¬ nehmen, daß diese die älteste Art der gemalten Gmundener Majolika darstellen. Die früheste Erwähnung bemalten Gmundener Geschirres, die ich vorgefunden habe, stimmt damit zeitlich ungefähr überein. In der Verlassenschaftsinventur nach dem Gmundener Hafner Alexander Khimmerl vom 17. 1. 1716 scheint unter dem Vorrat an Hafnergeschirr auch eine auf 4 fl geschätzte Post „gemahlenes Gschier“ auf 3). Der im Verhältnis zum übrigen Warenlager geringe Betrag könnte vielleicht darauf hindeuten, daß zu dieser Zeit die Erzeugung an gemaltem Geschirr noch geringen Umfang hatte *). Khimmerl, der zuerst in der Werkstatt des Georg Harl als Hafnerknecht tätig war, gelangte 1707 durch Heirat mit der Witwe des Hafners Simon Kammerpaur in den Besitz der Werkstatt in Traundorf Nr. 48. Diese war beim Tode seines Vorgängers überschuldet, doch sah man von einer Exekution im Hinblick auf die bevorstehende Einheirat des Khimmerl ab, da dieser ein „embsiger Mensch“ sei, welcher der Werkstatt „gar woll und nüzlich Werkstatt Pinsdorf 6: 1707 Mathias Katzböckh, 1738 Mathias Secoll, 1756 Anton Stübler, 1785 Johann Stübler. Werkstatt Traundorf 48: 1705 Katharina Kammerpäurin, 1707 Alexander Khimmerl, 1716 Witwe Katharina Khimmerlin, 1719 Simon Kammerpaur, 1720 Witwe Maria Franziska Kammerpäurin, 1721 Johann Michael Kholl, 1727 Tobias Katzböckh, 1770 Franz Katzböckh, 1786 Witwe Maria Anna Katzböckhin, 1799 Mathias Fötinger. Werkstatt Traundorf 50: 1705 Georg Harl, 1718 Christoph Eisenpeiß, 1742 Maria Eisenpeiß; 1748 wird dieser Betrieb eingestellt. 3) O.-H. Landesarchiv, Gmundener Kontraktbuch 1716—21. *) Z. B. „Im Haus und im Lädl ... 40 fl; zu Wienn beiläufig . . . 100 fl . . ." u. s. w. 309

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