OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 3

Oberösterreichische Heimatblätter eine Selchkammer, eine Backstube, eine Mostpresse, aber schwerlich eine Brauerei. Daß Stifter sie nennt, hat seinen Grund darin, daß es eine solche im Wirt¬ schaftshofe der Herrschaft Freiling wirklich gab. Der noch bestehende Rauchfang legt davon Zeugnis ab. Ebenso gab es eine Käserei. Selbst die Schafe erwähnt Stifter nicht ohne Anlaß, denn der nun verstorbene Besitzer der Herrschaft, Herr Major Josef Peller, dem ich diese und manche andere Mitteilung verdanke, er¬ innerte sich daran, daß alte Leute erzählten, es sei in Freiling auch Schafkäse gemacht worden. Man darf sagen, daß die Wirklichkeit im „Nachsommer nirgends so stark zutage tritt wie bei der Beschreibung des Besitzes des Herrn von Ingheim. Und nun noch die Benennung des Schlosses. Auch die Namen dienen dem Bestreben Stifters, die örtlichen Verhältnisse im „Nachsommer“ zu verschleiern. Eine von dem großen Kirschbaum des Asperhofes aus sichtbare Höhe heißt Losen, ein Name, der offenbar auf den im „Witiko“ genannten Lusen im Böhmerwald zurückgeht. Wie hier nur der Selbstlaut geändert wurde, so wird ein andermal ein Mitlaut weggelassen wie in Alizwald, der dem Namen Adlitzgraben (z. B. beim Semmering und bei Gablitz) nachgebildet sein dürfte. Tillburg ist nichts anderes als eine Kürzung aus Tillysburg (zwischen Enns und St. Florian). Asperhof geht auf Aspanhof zurück. Nach diesen Beispielen wird man ohne weiteres zu¬ gehen, daß auch Ingheim nichts anderes ist als eine Umformung von Inkenham?) Inkenham, zwanzig Minuten (Gehzeit) nordnordwestlich von dem Schlosse Frei¬ ling gelegen, ist eine Fraktion der Gemeinde Kirchberg, Katastralgemeinde Ax¬ berg. Es besteht aus zwei Bauerngehöften und dem sogenannten Oberhof, der zur Herrschaft Freiling gehört. So bot sich Stifter der verhüllende Name gleich¬ sam von selbst. Stifter lernte die Herrschaft Freiling wohl auf einer seiner Inspektionsreisen kennen. Der Eindruck, den er empfing, war so groß, daß er der Lust, das Gesehene zu dem Besitztum des Herrn von Ingheim umzugestalten und im „Nachsommer darzustellen, nicht widerstehen konnte. Vielleicht sah er dort auch einen vernach¬ lässigten Kaktus, der dann in dem Romane als Cereus Peruvianus vom Inghof in den Asperhof geschafft und zu neuem kräftigem Leben gebracht wird, so daß er schließlich alle ihm zuteil gewordene Pflege durch sein Blühen an Drendorfs Hochzeitstag belohnt. Dr. Heinrich Blume (Wien). 2) Der Name ist eigentlich Intenham. Die daneben gebrauchte Form Inkenham hat auch die Spezialkarte 1: 75.000. 280

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