OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 3

Bausteine zur Heimatkunde ein Hügel, der ungefähr dreißig Meter höher ist als die Straße und so das Schloß Freiling den Blicken der diese Gegend Durchwandernden entzieht. Eigent¬ lich liegt es aber in einer Bodensenkung des Hochplateaus zwischen der Donau und der Traun, das dort gegen Süden abfällt. Das Schloß, von Schönering, dem gedachten Platze des Rosenhauses, südsüdwestlich gelegen, ist davon wirklich nicht ganz zwei Gehstunden entfernt und ein Wagen, der einen Umweg machen muß und auch einige Höhenunterschiede zu überwinden hat, dürfte, wenn er rasch fährt, tatsächlich eine Stunde brauchen. So hätten wir also — der Entfernung vom Rosenhause und der Lage nach — in dem Schlosse Freiling das Schloß Ingheim zu sehen. „Ingheim", erzählt Drendorf, „ist ein Schloß, oder eigentlich sind zwei Schlösser da, welche noch von mehreren anderen Gebäuden umgeben sind. Das alte Schloß war einmal befestigt. Die grauen, aus großen, viereckigen Steinen erbauten runden Türme stehen noch, ebenso die graue, aus gleichen Steinen erbaute Mauer zwischen den Türmen. Beide Teile beginnen aber oben zu ver¬ fallen. Hinter den Türmen und Mauern steht das alte, unbewohnte, ebenfalls graue Haus, scheinbar unversehrt; aber von den mit Brettern verschlagenen Fenstern schaut die Unbewohnbarkeit und Ungastlichkeit herab. Vor diesen Werken des Alterstums steht das neue weiße Haus, welches mit seinen grünen Fenster¬ läden und dem roten Ziegeldache sehr einladend aussieht. Wenn man von der Ferne kommt, meint man, es sei unmittelbar an das alte Schloß angebaut, welches hinter ihm emporragt. Wenn man aber in dem Hause selber ist und hinter das¬ selbe geht, so sieht man, daß das alte Gemäuer noch ziemlich weit zurück ist, daß es auf einem Felsen steht, und daß es durch einen breiten, mit einem Obstbaum¬ wald bedeckten Graben von dem neuen Hause getrennt ist. Auch kann man in der Ferne wegen der ungewöhnlichen Größe des alten Schlosses die Geräumigkeit des neuen Hauses nicht ermessen. Sobald man sich aber in demselben befindet, so erkennt man, daß es eine bedeutende Näumlichkeit habe ... Das Schloß Freiling, das Stifter kannte, brannte im Jahre 1862 ab und an seiner Stelle wurde das jetzige schloßartige Gutshaus erbaut. Zwei Schlösser gab und gibt es also nicht. Freiling war ein Wasserschloß. Das Gebäude hatte mit dem von Stifter beschriebenen alten Schlosse insofern Ähnlichkeit, als es runde Ecktürme hatte. An das Wasserschloß erinnert der breite, mit einem Obstbaumwald be¬ deckte Graben, von dem oben die Rede war, und die bald darauf erwähnte Zug¬ brücke. Mit Recht spricht Stifter auch von einer „bedeutenden Besitzung", da die Herrschaft damals tatsächlich viel größer war als heute. „Von dem Garten“, berichtet Drendorf weiter, „gingen wir, wie es bei ländlichen Besuchen zu ge¬ schehen pflegt, in die Meierei. Wir gingen durch die Reihen der glatten Rinder, die meistens weiß gestirnt waren, wir besahen die Schafe, die Pferde, das Ge¬ flügel, die Milchkammer, die Käsebereitung, die Brauerei und ähnliche Dinge“. Schlösse die Aufzählung mit dem Worte Käsebereitung, so dächte sich der Leser unter „ähnlichen Dingen“ vielleicht, obwohl von Schweinen nicht die Rede war, 279

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