OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 3

Pfeffer: Zur Erschließungsgeschichte des Dachsteingebietes wurden noch 1820 vom Generakstab als richtig bezeichnet 15); sie hatten für den Dachstein eine Höhe von 9448 Wr. Fuß = 2986.5 Meter ergeben. Moshammer hat auch die Dachsteingletscher vermessen und ihren Umfang mit 10.000 Klafter angegeben. Aus dieser Zeit stammen auch die ersten bildlichen Darstellungen des Dach¬ steingebirges von der Hallstätter Seite aus, so die aquarellierte Tuschpinsel¬ zeichnung „Gegend des Schneeberg oder sogenanten Tachstein Solcher anzusehen gegen Mittag Aufgenohmen den 27ten July 1790“, die sich im Besitz des ober¬ österreichischen Landesmuseums befindet. Eine Federzeichnung des „Schneeberg bey Hallstadt“ vom Salzbergzuseher am Ischler Salzberg Joseph Laimer aus dem Jahre 1820 und ein nach dieser Zeichnung hergestelltes Aquarell „Ansicht des Schneegebirges bey Hallstadt“, 1825, besitzt das Museum in Bad Ischl. Die josefinische Aufnahme, die Vermessung der bisher fast unbekannten Hoch¬ gebirgslandschaften Österreichs, die zahlreichen, zur Errichtung der Vermessungs¬ zeichen durchgeführten Gipfelbesteigungen und die dadurch gewonnene genauere Kenntnis des Gebirges haben erst die Bahn frei gemacht für die eigentliche Er¬ schließung der Ostalpen, deren Beginn zeitlich mit der Generalstabsaufnahme zu¬ sammenfällt. Nun kommen die ersten Touristen, Forscher und Schönheitssucher ins österreichische Hochgebirge, das nach den schon früher erschlossenen Westalpen noch viele Geheimnisse bereithält. Die Hauptträger dieser Bewegung sind zunächst die Naturforscher, voran die Botaniker, denen sich mit der Erforschung der Alpen¬ flora eine neue Welt öffnete. Die erste Welle der Ostalpenerschießung, die Forschungsreisen und Alpen¬ beschreibungen des „ersten Geographen der Ostalpen“ und bedeutendsten ostalpinen Touristen des 18. Jahrhunderts, Belsazer Hacquets (ab 1777), Walchers (1773), des auch mit Oberösterreich eng verbundenen Franz v. Schrank (1783), K. Ehren¬ bert v. Molls und Storrs lassen das Salzkammergut noch unberührt. Der Triglav, die Rhätischen und Zillertaler Alpen, die Dolomiten und Hohen Tauern (viele Ver¬ suche zur 1799 geglückten Großglocknerbesteigung), die bayrischen und niederöster¬ reichischen Alpen sind die ersten Forscher- und Bergsteigerziele, Salzburg und Klagenfurt die ersten Mittelpunkte der alpinen Bewegung. Die oberösterreichisch¬ steirischen Alpen, bleiben zunächst noch eine „terra incognita“ (Schultes). Aber ab 1792 empfängt auch das Salzkammergut die ersten Besuche bedeutender Per¬ sönlichkeiten wie der Wiener Schriftstellerin Karoline Pichler (1792), J. A. Schultes (1794), des Burgschauspielers Joseph v. Lange (1794), des Geographen Alexander v. Humboldt (1797), des Geologen Leopold v. Buch (1802), die in ihren wissen¬ schaftlichen Veröffentlichungen, Reiseberichten, Briefen und Selbstzeugnissen das Lob der neu entdeckten „österreichischen Schweiz" diese Bezeichnung machte Schultes volkstümlich — begeistert verkünden und damit den großen Wandel des Salzkammergutes von der Wirtschaftslandschaft des Salzes zum weltberühmten 15) J. Steiner, Der Reisegefährte durch die Österreichische Schweiz oder das ob der ennsische Salzkammergut (1820) S. 57 f. 199

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