OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 3

Bausteine zur Heimatkunde steinführer Maut zahlen. Beim „Roten Krebs“ auf der Oberen Donaulände wurde angelegt 5). Die Fahrt kostete für eine Person 15 Kreuzer. Bei der Rück¬ fahrt mußte das „Schöfpferd“ die Plätte mittels Seil von Linz bis Wilhering ziehen. Nach einer bestimmten Vorschrift mußte dieses Seil monatlich, das Fahr¬ zeug alle drei Jahre gewechselt werden. In Wilhering wurde die Fließstein an die Überfuhr angehängt und überquerte so den Donaustrom. Dafür mußte Trauner an die Überführer 9 Kreuzer zahlen. Diese Rückfahrt war durch das manchmal noch fast ungangbare Ufer mit Schwierigkeiten verbunden und dauerte über zwei Stunden. Nur wenige Leute entschlossen sich daher, die 15 Kreuzer Fahrgeld zu zahlen und gingen lieber zu Fuß. Am Florianitage kamen aus dem ganzen oberen Mühlviertel soviel Wall¬ fahrer nach St. Florian in Ottensheim zusammen, daß die Fließstein zweimal täglich verkehren mußte, um sie nach Linz zu bringen. Seit 1860 nahm Trauner auch die Post von Ottensheim nach Linz und von Linz nach Ottensheim mit. Dafür bekam er als Marktbote die Postgebühr. Besonders viele Briefe wurden ins Schloß Ottensheim gebracht 6). Bis zu seinem Tode 1880 verkehrte der getreue Fließsteinführer Trauner auf der Donau. Er hatte auch eine kleine Helferin, seine Tochter, die Trauner Pepi. Täglich fuhr sie mit dem Vater nach Linz und während der Vater seine Besorgungen als Bote machte, mußte sie in Linz auf dem Marktplatz die Milch verkaufen. Ihre Nichte Frau Priesner in Ottensheim überlieferte mir von ihr folgende Geschichte: An einem eiskalten Wintertag stand die kleine Pepi wieder mit ihrer Milchkanne auf dem Marktplatz in Linz. Eisig blies der Wind um die erstarrten Händchen. In Pelz gehüllte Menschen huschten vorüber. Niemand beachtete das frierende Kind. Als der Vater nach einigen Stunden zurück kam und die Tochter zur Heimfahrt holen wollte, hatte sie noch keinen Tropfen Milch verkauft. Als der Vater die volle Kanne, die hartherzigen Städter und das frierende Kind sah, packte ihn die Wut und er nahm die Kanne und schüttete den ganzen Inhalt auf die Straße: „Wenn s' dir 's nicht abkaufn wolln, fahrn ma so wieder heim", sagte er, nahm Kanne und Mädchen und ging zum Ankerplatz seiner Arche. Die Trauner Pepi soll übrigens in ganz Linz den Ruf der Ehrlichkeit und Genauigkeit genossen haben. Nach dem Tode ihres Vaters ist sie selbst von 1880 —1900 mit der Flie߬ stein gefahren. Inhaberin des Geschäftes aber war damals ihre Mutter Frau Katharina Trauner?). Die Trauner Pepi war als Fließsteinführerin eine energische und geschäftstüchtige Frau. Sie konnte auch mit dem Gelde gut umgehen und 5) In der Weinstube des Hotels zum Roten Krebs finden wir noch heute ein Slwand¬ gemälde mit einer ziemlich getreuen Abbildung der Fließstein. 6) Frau Priesner: „In das Schloß brachte meine Tante die Post besonders gerne, denn dort bekam sie immer einige feine Leckerbissen ... *) Auf einer Ansichtskarte von Ottensheim nach dem großen Brande 1899 ist auf dem Hause der heutigen Papierhandlung Priesner noch ein Schild mit der Anschrift: K. Trauner — Fließstein Frachtenverkehr zu sehen. 265

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