OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 3

Bausteine zur Heimatkunde Neue Quellen zur Kunstgeschichte Oberösterreichs im Mittelalter Unsere Kenntnisse von Künstlern des 15. oder 16. Jahrhunderts in Ober¬ österreich sind äußerst gering. Mit wenigen Ausnahmen, z. B. Ulrich Pocksperger in Mondsee, Sebastian Reinthaller in Eferding und Andreas Kärling in Enns*) ist man bisher sogar bei der Frage nach dem Sitz von Werkstätten, sei es der Malerei, sei es der Bildschnitzerei, im wesentlichen auf stilkritische Schlüsse ange¬ wiesen. Es ist daher jeder, auch der geringste Beitrag aus schriftlichen Quellen von hohem Wert. Im folgenden sollen einige solcher Einzelheiten zur bildenden Kunst vorgelegt werden. Auf dem Gebiete der Baukunst derselben Zeit bieten die beiden ersten Quellen sehr wertvolles und außerordentlich eingehendes Material für heute nicht mehr bestehende Kirchenbauten in Kremsmünster (Sigmunds¬ kapelle) und in Wels. Ihre Veröffentlichung würde jedoch den hier gesteckten Rahmen bedeutend überschreiten2). 1. Auszüges) aus den Baurechnungen der Sigmunds¬ kapelle in Kremsmünster, 1476 — 1483. Kremsmünster, Stiftsarchiv: 1476: Item ausgeben auf Zymerleut zu vertaffeln den Altar Scti Sigismundi mit zwayn andern Altarn dominica Cantate Anno dni. ec. 76 xviiii Tagwerch per xii d facit 1 tl. viii d. Item dem Smid umb Nagel zu verslachn das Taffeln auf sand Sigmunds Altar 1 d. Vermercht was die Schappelln zu weichen stet zu sand Sigmund von drin 1477 Altarn Philippi et Jacobi, sand Florian and sand Veyts Altar geweicht durich den gewirdigen Herren, Herren Albrechen Pischoff Vittricensis ecclesie, Anno dni. ec. septuagesimo septimo, in die Bernhardi Abbatis x ungarische Gulden. Item von zwain Pildern unser Fraun Grues v tl. d. Item von drin Furhängen fur die Altär iiii tl. d Item obligatur nobis umb i gancz Mespuech xxi tl. d mit Leytchauff. Item umb ain Pild auff Sigmunds Stokch i tl. d xxiiii Trinckgeldt. 1478: Item zu machen uber ain Altar Philippi etc. Zymerleutn ii Tagwerch per xii d facit xxiiii d ain taffelt. 1479 wurden Zimmerleute für eine Bühne (Pun, Gerüst) bezahlt und Malerknechte (wohl Glasmaler) erwähnt. 1481: Item umb die zway Pilder zu sand Sigmund xviii tl. dem Maler Hanns Tanner zu Steir Anno etc. 81. darunder haben wir geben vii tl. Ix d. 1483 erhält ein ungenannter Maler im Zusammenhang mit dem Tünchen 4 tl. (= Pfund Pfennige). II. Auszüge aus den Lichtamtsrechnungen der Stadt¬ pfarrkirche St. Johannis in Wels, 1471—1533. Wels, Stadt¬ archiv: 1471: von dem Ketter zu der Argl zu malln Ixxii d und um Farib xiiii d von den Sprengen (Gesprenge) an der Argl zu vergoldn und um Gold vi lb. und Ix d. *) Vgl. R. Reicherstorfer in Christliche Kunstblätter, Ig 82, S. 15 ff und Ig 83, S. 1 ff, weiter z. B. A. Czerny, Kunst und Kunsthandwerk im Stift St. Florian, Linz, 1889, S. 60. 2) Für immer hilfsbereites Entgegenkommen habe ich an dieser Stelle dem Stiftsarchivar von Kremsmünster, Herrn Dr. P. Edmund Baumgartinger, in Wels Herrn Gymnasialdirektor Dr. Hubert Marschall meinen besten Dank auszusprechen. 3) Aus satztechnischen Gründen sin in den Auszügen I und II die in den Originalen vor¬ kommenden Zeichen ß (= Schilling) durch b, 8 (= Pfennig) durch d wiedergegeben. 253

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