Oberösterreichische Heimatblätter grüßt uns hellrot der spitze Kirchturm von Altenberg, dem Herzen einer stillen Welt entspringend, erscheint uns Linz, wie es sich dem Blick des Dichters vom Pöstlingberg aus bietet: mit verkürzten Häusern und verengten Gassen friedlich an den glänzenden Strom gedrängt, bei Nacht unendlich schimmernd, Licht an Licht. Die Donau, bald vom Deck des Dampfers, bald vom Ufer aus in immer neuen, hier lieblichen, dort kühnen Bildern geschaut, rauscht uns den „breiten Psalm“ ihrer Wogen zu. Und wo sie bei Schlögen die große Schlinge bildet, gibt sie dem Dichter, der sich mit dem Dampfer „um dunkler Wälder unberührten Frieden“ dreht, das tiefe Lustgefühl, „um die Schönheit sanft beschwingt zu kreisen". Mit der ihm eigenen Art, aus den zur Ruhe erstarrten Landschaftsformen die dramatisch bewegten Vorgänge zu lesen, die zu ihrer Bildung geführt haben, bannt Zerzer auch die Welt der Alpen in den Machtkreis seiner Dichtersprache. Herauf, zerborstnem Eis entwunden, Schäumt Fels an Fels und wirft das blaue Schiff Des Himmels auf der Kämme weißen Runden Sturmatmend Fernen zu". So läßt uns der Dichter den Blick vom Dachstein erleben und die eigen¬ artige Gipfelform des Schafberges weiß er in einem Bilde zu veranschaulichen, die diesem Berg eine förmliche Mythe schafft: Ein Amboß, den der Niesenschmied verließ, Breit trotzt er aufwärts, überwölbt von Schweigen." Die Dachstein-Eishöhle bei Obertraun spiegelt ihre Wunder in geheimnisvoll klingenden und leuchtenden Versen: „Der eisenharte Schritt des Führers klingt Auf Spiegeltreppen, tastet durch das Schwellen Hängender Gärten und verwunschner Quellen. Aufzischt das Feuerwerk, das grünlich dringt Durch die Pilaster, funkelnd überspringt Aufs blaue Bergkristall der Hügelwellen." Vom Freinberg erlebt und gestaltet Zerzer das „kleine Panorama“, vom Großen Priel, auf dessen Gipfel er sich wie der Johannes seiner Faust-Legende von den Felsen wie von Herdentieren umdrängt sieht, entwirft er das „große Panorama“ des Landes, dessen Wesen er auch in der dichterischen Nachzeichnung und Ausdeutung von Kunstwerken, wie der Kirche und Freitreppe in St. Florian, des Michael Pacher-Altares in St. Wolfgang und des Kefermarkter Altares, zu offenbaren weiß. Gerade aus der Vertiefung in den Geist dieses Kunstwerkes schöpft Zerzer die Idee zur großzügigen Komposition des ganzen Gedichtbandes, der über die „Episoden der Landschaft“, eben jenen Zyklus oberösterreichischer 248
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