OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 3

Oberösterreichische Heimatblätter unterhalten. Man kömmt auf diesem Wege einen Sandbruch vorbey, durch den die ganze Höhe eines ziemlich ansehnlichen Sandberges entblösset ist, und eine natür¬ liche Nieselwand vorstellet. Im Vorbeygehen muß ich Ihnen hier sagen, daß man in diesem Sandbruche schon öfter eine Art kleiner Haifischzähne entdeckt habe, welche von den Arbeitern einiger entfernten Ähnlichkeit wegen versteinerte Vögel genennet werden und den Baumeister dieser Sandhaufen und der umherliegenden Haide deutlich zu erkennen geben.. Den Namen sowohl als die Eigenschafft einer Haide hat der Fleiß der Menschen heut zu Tage auf einen viel kleinern Bezirk eingeschränket; es ist dieß die Gegend, durch welche man kömmt, wenn man von der Wienerstrasse ablenkt, und nach Wels zufährt, von welcher Stadt man ihr auch den Namen der Welser¬ heide gegeben hat. Wenn aber dieser Gegend noch der alte unrühmliche Name bleibt, so folget nicht, daß sie ganz unfruchtbar sey. Pflanzen, welche trocknen Boden lieben, wachsen häufig darauf; ungeheure Flecken sind von Biscutella didyma levigata L, glattes Brillenschötchen, d. V.) gelb, die von den schwärzlichten Rot der Lycopsis pulla (= Nonnea pulla (L)DC, braunes Mönchskraut, d. V.) schattirt werden. Ich habe hier ehedem Astragalus Onobrychis (A. onobrychis L, Esparsettenstragel, d. V.), Thesium linophyllum (= Thesium linofolium Schrank, leinenblättriger Bergflachs, d. V.) und Teucrium montanum (= T. m. L., Berg¬ gamander, d. V.) häufig angetroffen und man hat mich versichert, daß auch Teucrium Chamaepythys (gelber Günsel, d. V.), Teucrium Botrys (Feld¬ gamander, d. V.), und Sideritis romana (ohne deutschen Namen, wahrscheinlich eingeschleppt, d. V.) hier wachse. Hin und wieder die Haide von kleinen Wäldern unterbrochen, die sogar Laubholz tragen, unter dessen Schutz die verschiedenen Arten der Convallarien, Lilium Martagon (Türkenbund, d. V.) und andere saft¬ reiche Pflanzen fortkommen. — Aber ich habe doch nicht im Sinne, Ihnen eine vollständige flora der Welserhaide zu schreiben ... Von Lambach reisete ich nun über Haag, Ried, Schärding nach Passau. Die Gegend wird um Lambach schon bergicht, gleichwohl verbessert sich das Erd¬ reich alle Stunden, und man kömmt zwischen Haag und Ried in einen wahren Garten. Es ist beinahe unmöglich, daß es eine fruchtbarere Gegend geben könne, als das Gebiet um Nied .. Ich habe auf dieser Reise eben nichts merkwürdiges gefunden, ausser daß ich zwischen Haag und Nied das Germanium phaeum (Purpur-Storchschnabel, d. V.) an der Strasse wild wachsend angetroffen habe. Eine Alpenpflanze auf einer zwar bergichten, aber nicht gebirgigten Gegend? werden Sie sagen. Dennoch ist es so; wissen Sie doch schon aus einer anderen Schrift von mir, daß ich Alchemilla alpina auf einem kleinen Landberge bey Linz häufig angetroffen habe. Ich behalte mirs auf ein andermal vor, Ihnen über diese Alpenpflanzen auf dem flachen Lande meine Meinung zu sagen ... 240

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