Oberösterreichische Heimatblätter So entstand durch den Zugriff eines königlichen Hauptmannes am 3. November ein großer Verlust unter unseren Weinlesern. Der Hauptmann nahm mit seinen Leuten unsere Geschützmannschaft gefangen. Die Unsrigen waren nach Ottakring in die Kirche des hl. Lambert und Wolfgang geflohen und als die Königlichen den Brand in diese Kirche warfen, sammelten die Flüchtlinge Flüssigkeit aus den Taufsteinen, den Trauben und vom Urin und löschten das Feuer. Auch das Amts¬ haus des Wiener Bürgers Marottinger wurde vom Feuer verzehrt. Nach diesem Tage unterblieb die gesamte Weinlese. Am 25. November kam der König von Ungarn in eigener Person zum Heer vor Korneuburg, ging am Tag darauf selbst über die zugefrorene Donau vor Klosterneuburg und schickte am 28. November einen Boten namens Tobias ab, daß er sich mit dem Hauptmann Burkhard von Kienberger in Korneuburg ernst¬ haft wegen der Übergabe bespreche. Der König drohte, ihnen ohne Barmherzigkeit jede Gewalt anzutun ohne jede künftige Gnade. Darauf wurde am 1. Dezember zwischen Kienberger und dem Ungarkönig (o die harten Kriegsleute und wir armen Österreicher!) ein Vertrag über die Übergabe von Korneuburg abgeschlossen. Am 3. Dezember zog der König in diese Stadt ein. Schon am 4. Dezember in der neunten Morgenstunde aber sahen wir das Heer des Königs über die zugefrorene Donau an unsere Stadt herankommen und um die erste Mittagsstunde wurden zwei Schanzen diesseits der Donau, eine bei der Mittelbrücke, die andere bei dem neuen Bruch, das ist ein Bett, das von den Wienern angelegt und am 25. April 1483 vollendet worden war, schmachvoll übergeben. Die dritte Schanze jenseits der Donau hält noch ein Hauptmann. Auch diese Schanze wurde vom Feind noch am Spätabend des gleichen Tages gewaltig, doch erfolglos angegriffen. Als der Feind viele Verluste erlitten hatte, zog er in dieser Nacht vom Werder ab, nachdem er die Schanzen vorher mit ungarischem Kriegsvolk stark besetzt hatte. In der gleichen Nacht nahm auch die Besatzung einer Schanze, ohne angegriffen worden zu sein, Reißaus, so daß der Feind sie besetzen konnte. Dafür wurde eine neue Schanze im Wolf bei der Brücke gemacht. Am 10. Dezember besichtigte der König in eigener Person in der Abend¬ dämmerung zwei Schanzen am Werder. An diesem Tage fand auch eine Rats¬ sitzung statt. Der Kaiser hatte nämlich zwei Priester entsandt, die die mündliche und schriftliche Botschaft des Kaisers brachten, daß er uns bald helfen werde. Am Mittwoch den 15. Dezember kamen aus Laa 200 Berittene, 300 Artilleristen und 60 Schützen an. 1485 In den ersten Tagen dieses Jahres haben sich viele merkwürdige Dinge in Wien ereignet. Die Donau, die sehr lange und stark zugefroren war, wurde wieder eisfrei. Der Rat der Stadt Wien wurde abgeändert und es fanden Neuwahlen statt. Am 28. Januar begann der Ungarkönig die Belagerung von Wien. Um die zwölfte Stunde bedrohte er mit Maschinen und Geschützen die Stadt und die Vororte und hat auch schießen lassen. In der Nacht begann er beim neuen Bett 226
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