OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 3

Grüll: Die Leute im Walde Die Leute im Walde Ein Beitrag zur Geschichte des Freiwaldes Von G. Grüll (Linz) Om Laufe der Jahrhunderte hatten die rodenden Bauern dem Nordwalde in der Niedmark und den angrenzenden Gebieten Stück um Stück abgerungen. Bis zum 14. Jahrhundert war noch ein größerer Waldbestand, Freiwald genannt, im nordöstlichen Teile übrig. Während der kleinere Teil dieses Urwaldgebietes nordöstlich Freistadt in Oberösterreich gelegen war, dehnten sich weite Wälder im Norden gegen Gratzen zu und im Nordosten gegen die niederösterreichische Stadt Weitra hin aus. Diesem Freiwaldgebiete wurde sowohl in geregelter Nodung, als auch durch wilde Roder von drei Seiten aus zu Leibe gegangen. Vom Norden her rodeten die böhmischen Untertanen von Gratzen aus, von Nordosten die Niederösterreicher von Weitra aus und schließlich von der oberösterreichischen Seite, von Freistadt aus, Untertanen der Herrschaften Freistadt und Weinberg und wilde Roder. Die letztere Rodung, die im 16. und zu Beginn des 17. Jahrhunderts durdh keine herrschaftliche Planung geleitet und gelenkt wurde, soll in nachfolgenden Ausführungen auf Grund der vom 8. bis 11. Dezember des Jahres 1615 vor¬ genommenen Bereitung des Freiwaldes durch die anrainenden Grundherrschaften geschildert werden. Das Gebiet des landesfürstlichen Freiwaldes in Oberösterreich umfaßte damals die heutigen Katastralgemeinden Sandl, Hackelbrunn, Königsau, Pürstling und die östlichen Teile der Katastralgemeinden Windhaag und Spörbichl. Im umschriebenen Gebiete waren bis zum Jahre 1615 113 Häuser und 1 Meierhof aus dem Urwald gebrochen worden. Bei den Häusern waren 147 Ein¬ fänge, 31 Reuten und 10 Wiesen. 35 Kohlenmeiler versorgten die nahegelegenen Glashütten und Schmieden mit Holzkohlen. Die meisten Kohlstätten rauchten ir der Gegend von Sandl (13) und Pürstling (15). Die Roder hatten einen gan beträchtlichen Viehbestand, und zwar 3 Pferde, 24 Ochsen, 253 Rinder, 43 Stück Jungvieh, 78 Ziegen und 1 Schaf. Von 63 Häusern fechsnete man von 98 Ein¬ fängen 265 Fuder Heu. Die Roder waren fast durchwegs Waldleute. 63 stammten aus dem ober¬ und niederösterreichischen Grenzgebiete und 6 aus dem angrenzenden Böhmen Von den übrigen war die Heimat von 4 das weitere Oberösterreich (Kirchdorf Steyr und Ampflwang), 3 stammten aus den übrigen habsburgischen Erbländern (Kitzbühel in Tirol, Eisenerz in der Steiermark und Bayrisch-Waidhofen = Waid¬ hofen an der Ybbs in Niederösterreich), 4 waren Reichsdeutsche, und zwar aus 209

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