OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 3

Pfeffer: Zur Erschließungsgeschichte des Dachsteingebietes Mit der Touristik setzt auch die neuzeitliche Verkehrserschließung des Dachsteingebietes ein, deren Hauptdaten hier noch kurz angefügt seien. Schon 1843 läßt Simony die Wildkarhütte als erste Dachstein-Schutzhütte, als erste Bergsteigerunterkunft in Oberösterreich errichten; die durch ihn geschaffene Weg¬ anlage von der Randkluft zum Gipfel ist der erste versicherte hochalpine Weg in den Ostalpen. Mit der Einbeziehung des Dachsteingebietes in das Eisenbahn¬ netz (1875 Selztal—Bischofshofen, 1877 Attnang-Puchheim—Stainach-Irdning) beginnt der Hütten- und Wegebau in großem Stile (Simonyhütte 1877, Grob¬ gesteinhütte 1879, Austriahütte 1880, Brünnerhütte 1887, Hofpürglhütte 1902, Adamekhütte 1908, Guttenberghaus 1914, Theodor Körner-Haus 1922, Dach¬ steinsüdwandhütte 1926, Gablonzerhütte; Anlage des Ramsauer Dachsteinanstieges 1879, des Gosauer Dachsteinanstieges 1897, des 12 km langen Kaiser Franz Josef-Reitweges Echerntal — Simonyhütte 1900). 1890 ist im Dachsteingebiet bereits der Schi in Verwendung; die Knappen des Kohlenbergwerks am Stoder¬ zinken benützen ihm beim Abtransport der Kohle (auf Schlitten); nach dem ersten Weltkrieg wird das Dachsteingebiet vollends für den Winterverkehr erschlossen. 1909 wird ein neues Kapitel der Dachsteinerschließung aufgeschlagen mit der Entdeckung und dem Ausbau des Dachsteinhöhlenparks. Im Zeitalter des Berg¬ bahnbaues tauchen auch die ersten Bahnprojekte für das Dachsteingebiet auf (1898 Eisenbahn Steeg — Gosau — Gosausee mit Seilbahn auf die Zwieselalm, Gosau¬ mühl — Hallstatt mit Zahnradbahn auf den Dachstein, 1903 neuerliches Bahn¬ projekt auf den Dachstein). 1928 wird das Projekt einer Seilbahn auf die Süd¬ wände erörtert, 1930 im Zusammenhang mit der Einrichtung des Militärschieß platzes die Seilbahn Obertraun—Krippenalm vollendet und später bis zur Gjaid¬ alm fortgesetzt. 1930 wird durch die Verwaltung der Bundesforste auch der Plan einer 13 km langen Dachsteinhochstraße Obertraun — Gjaidalm (mit späterer Fortsetzung bis zur Simonyhütte) ausgearbeitet, 1935 griff dieses Projekt die o.-ö. Landesregierung auf und am 13. August 1935 erfolgte der erste Spatenstich zur „Dachsteinhöhlenstraße“ Obertraun — Parkplatz Dachsteinhöhlen (9.6 km), die im Jahre 1939 eröffnet werden sollte. Inzwischen hatte das Zeitalter des Kraft¬ wagenverkehrs Autostraßen bis an den Fuß des Dachsteingebietes vorgetrieben (1933 Autostraße Gosaumühl — Hallstatt, Parkplatz Hallstatt, 1934 Parkplatz Vorderer Gosausee). 1946 sind die Seilbahn- und Straßenpläne im Dachstein¬ gebiet wieder aufgenommen worden. Kehren wir aus dieser lauten Welt unserer mechanisierten Gegenwart noch einmal zurück in die stillere Zeit, da der erste Tourist seinen Fuß auf den Dach¬ steingipfel setzte! Über die Ersteigung des Dachsteingipfels durch Thurwieser ist ein Zeitungsbericht 26) aus der Feder des Pfarrers von Filzmoos erhalten, der 26) „Auch der Dachstein ist erstiegen!“ Mit G. N. V. gezeichneter Bericht im Salzburger Amts- und Intelligenzblatt 1834, Sp. 1221 —1223. — Dieser Bericht ist auch wiedergegeben in dem Aufsatz „Die Ersteigung des Thorsteines und Steines“ von Alexander Budiwitter, Steier¬ märkische Zeitschrift Neue Folge Ig 2 (1835) S. 10—12. 207

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