OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 3

Pfeffer: Zur Erschließungsgeschichte des Dachsteingebietes schauderlichpittoresken Umgebungen, fangen immer mehr an, die Aufmerksamkeit der Reisenden auf sich zu ziehen, und ihre Bewunderung zu erregen. Was dieses Anziehende noch vermehrt, ist, daß er von einer Seite der Schlußstein des von so vielen Fremden jährlich mit dem höchsten Interesse besuchten ob der Ennsischen Salzkammerguts, von der anderen Seite eine Seitenwand des herrlichen an gro߬ artigen Perspectiven so reichen Ennsthales in Steyermark ist, den man selbst aus tiefen Thälern in seiner Pracht gewahren kann, wie zum Beyspiele von der Pötschenstraße, gleich aufwärts von Aussee, vom alten Ausseer See, aus dem hintern Theile des Gosau Thales in Österreich, dann von allen hohen Bergspitzen des Ennsthales, aus dem Kalkzuge zwischen der Mur und Enns, von allen Hoch¬ gebirgs Spitzen in Oberösterreich und vielen von Salzburg .. .“ Schmutz hat auch eine kurze Übersicht über die Gletscherfelder des Dachsteins veröffentlicht. Von der Überquerung eines „Eissattels auf dem hohen Kreuze“, die er im Jahre 1812 „hin und zurück glücklich vollbrachte“, berichtet er, daß die spiegelglatten Wände auf beiden Seiten keine andere Bewegung erlaubten „als sitzend auf der Kante, die Steigeisen auf die Hände gebunden, nach und nach hinüber zu rutschen. Der Verlust des Gleichgewichtes würde auch Verlust des Lebens gewesen seyn" 20 In den ersten Friedensjahren nach dem Wiener Kongreß begann endlich der eigentliche „Kampf um den Dachstein“, der nach 15 Jahren zur Bezwingung der königlichen Spitze führte. Nun ist es nicht mehr vorwiegend das naturwissenschaft¬ liche, sondern das touristische Interesse, die kämpferische Lust kühner Bergsteiger, die Freude am Erleben der Schönheit und Gefahr des Hochgebirges, die die Be¬ steigungsversuche veranlaßt und auch erfolgreich gestaltet. Die Nuhmestitel der Erstbesteigungen fallen brüderlich geteilt an die Dachstein-Länder Steiermark und Salzburg, an wagemutige Alpler aus der steirischen Ramsau, aus Schladming und dem salzburgischen Filzmoos, an den steirischen Erzherzog Johann und den Salzburger Professor Thurwieser; aber gekrönt wird das Werk der Dachstein¬ Erschließung von der oberösterreichischen Seite her, durch die einzigartige Er forschungs- und Erschließungsarbeit Simonys. Den ersten Anstoß gibt Erzherzog Johann, der, seit jungen Jahren den Bergen verschworen, in einem halben Jahrhundert auf seinen Fahrten mehr von der Bergwelt der Ostalpen kennen lernte als einer seiner Zeitgenossen. In seinem Auftrag wurden zahlreiche Erstbesteigungen durchgeführt, u. a. 1804 die des Ortlers, des höchsten Berges Altösterreichs. Der Erzherzog hat selbst das August 1810 die Dachsteinhochfläche von der Dachsteingebiet besucht und am 28 Feisterscharte nach Schladming überschritten. Gjaidalm über Modereck und die Jäger war schon auf dem Thorstein, so sagt Sein Tagebuch meldet: „Ein alter man! er ist aber todt; man muß bis zu seinem Fuß über den Schnee, dann geht Im Auftrag des Erzherzogs, den viele Be¬ der Steig um den Gipfel herum" 21 20) Schmutz, a. a. O. S. 84, Anm. 4. 21) Aus Erzherzog Johanns Tagebuch, „Eine Reise in Obersteiermark im Jahre 1810“ Herausgegeben von Franz Ilwof. Graz 1882. 203

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