OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 3

Oberösterreichische Heimatblätter hat 1814 in seinen „Rückerinnerungen“ einen umfangreichen Dachsteinbericht ver¬ öffentlicht, dessen Höhepunkt die Schilderung des Panoramas vom Hohen Krippen¬ stein ist. Am 27. August 1812 unternahm, vielleicht von Kleyle angeregt, Erzherzog Karl den Versuch einer Dachsteinbesteigung. Von der Gjaidalpe erreichte man den unteren Teil des Gletschers, das Karlseisfeld. „Hier wurden die Steigeisen angeschnallt und der Marsch auf dem Eise fortgesetzt. Das Vorwärts kommen war schwierig, und man mußte öfter Halt machen. Als man einen für die Aussicht günstigen Punkt erreicht zu haben glaubte, gab man das weitere Vordringen auf. Nur ein Jäger war vordem bis zu dieser Höhe des Dachsteins gelangt 16).“ Auch die bis 1820 unternommenen Besteigungsversuche des Mondseer Forst¬ beamten Johann Steiner kamen über die Dachsteingletscher nicht hinaus. Von Steiner stammt das erste von einem Einheimischen verfaßte Reisehandbuch des Salzkammergutes („Der Reisegefährte durch die Österreichische Schweitz oder das ob der Ennsische Salzkammergut“, 1820 bei Fink in Linz erschienen), zu dem er während seines neunjährigen Aufenthaltes im Salzkammergut manches wert¬ volle Material gesammelt hatte. Die erste nachweisbare Besteigung der Hochregion des Dachsteinstockes führte 1812 der steirische Naturforscher und Topograph Karl Schmutz (1787--1873) durch. Schmutz, der Verfasser des historisch-topographischen Lexikons der Steier¬ mark, ein bedeutender Mitarbeiter Erzherzog Johanns, der steirischen und später auch der oberösterreichischen Landwirtschaftsgesellschaft, war 1811—12 als Hauptmann mit einer Kompagnie zur Arbeitsaushilfe für die Salinenarbeiter ins Salzkammergut kommandiert. Er machte sich dabei um die Erforschung der Salz¬ kammergutflora verdient durch die Anlage einer Kräutersammlung, die er „durch rastloses Besteigen aller Gipfel“ zusammenbrachte und ließ „der Botanik wegen keinen Berg unbesucht 17)“. Schmutz kam auch ins Dachsteingebiet und berichtet darüber 182518): „Seit dem Jahre 1811 ist mir der Thorstein, weil ich da¬ mahls mit ihm durch eine Anwesenheit von 3 Tagen auf den ihn umgebenden Eisfeldern und Felsenspitzen bekannt geworden bin, ein höchst interessanter Punct. Seine Elevation über der Meeresfläche (der höchste Punct in dem östlichen Theile von Europa, nähmlich von 31° 15' gegen Osten) 19), seine für Millionen Menschen unersteiglichen Giebel, seine Bestimmung als Gränzpunct dreyer Länder, sein Gletscher, der nächste von Wien, Grätz, Linz usw., seine 16) A. v. Böhm, Die Dachstein-Gruppe. In: E. Richter, Die Erschließung der Ostalpen Bd 1 (1893) S. 335. 17) Steiner, a. a. O. S. 66. 18) C. Schmutz, Die erste Besteigung des Dach- oder Thorsteins am 5. August 1823. Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst Ig 16 (1825) S. 61. 19) Diese Feststellung ist nur für das osteuropäische Festland ob der östlichen Breite von 13° 36“ ö. v. Greenwich (= 31° 15° ö. v. Ferro) richtig, auf dem der Dachstein der höchste Gipfel vor dem Musalla (2926 Meter) und dem Olymp (2918 Meter) ist. Rechnet man Sizilien dazu, dann ist der höchste Gipfel dieses Gebietes der Atna (3274 Meter). 202

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