OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 3

Pfeffer: Zur Erschließungsgeschichte des Dachsteingebietes Dachstein-Touristen, bis zum Gletscher. Der weitere Plan, auf den Gipfel zu steigen, die „Teufelslöcher“ zu besuchen und nach Schladming abzusteigen, wird durch den einfallenden Nebel verhindert. Der VII. Brief des ersten Bandes seiner Reisen“, die „Excursion auf den Glätscher am Dachsteine“ ist mit den anschau¬ lichen Schilderungen der großartigen Naturbilder, des Hallstätter Gletschers, der Fernsicht vom hinteren Hierlatz und des Lebens auf den Dachsteinalmen der erste Vorläufer unserer heute so umfangreichen Dachsteinliteratur. Er hat mit seinem begeisterten Schlußwort, dem prophetischen Ausruf: „Ich umarme... alle, die nach mir den Dachstein besteigen, im Geiste!“ sicherlich große werbende Wirkung gehabt und zum erstenmal das volle, wenn auch durch die unruhige Kriegszeit noch gehemmte Interesse der neuen alpinen Bewegung auf den Dach¬ stein gelenkt. Schultes war es auch, der zuerst in der heimatkundlichen Literatur darauf hinwies, daß nicht der Priel, sondern der Dachstein der höchste Berg Ober¬ österreichs sei. Aus seinem Bericht geht hervor, daß 1804 schon eine Bergführer¬ gilde in Hallstatt bestand. Pfanndl, Namsauer, Lamer waren die besten, die man um vier Gulden für eine zweitägige Tour auf den Dachstein (wohl nur zum Gletscher) mieten konnte. Auch in Gosau standen Führer bereit. Am 3. September 1810 steigt der Sekretär und Mitarbeiter Erzherzog Karls, Franz Joachim Kleyle (1775 —1854), mit einer großen Gesellschaft von Reisenden, Trägern und Führern über die Schafeck- und Gjaidalm zum Hallstätter Gletscher empor. Auch Kleyle hat nach kurzem Vordringen über den Gletscher das Unternehmen aufgegeben. „Von dem Sumpfe am Rande des Gletschers kann man ohne besondere Beschwerde 1500 bis 2000 Schritte über die Eisdecke auf¬ wärts gehen: aber dann drängt sich dieselbe bauchförmig hervor, und es ist selbst mit Steigeisen nicht möglich über die Wölbung hinauf zu kommen ... Wir standen an der Nordostseite des Gletschers, vor uns die größere Hälfte des östlichen Eis¬ feldes und an seiner obersten Schneide die zwey Säulen des Thorsteines; links das Diendl und der Gjadstein; rechts das hohe Kreuz und vor ihm das Schöberl, lauter schrofe, kahle, graue Kalkmassen ... hinter uns das Taubenkar, und so von allen Seiten umgeben mit höhern Felsgebirgen waren wir an diesen schauer¬ lichen Scenen der Verödung und des Todes, ohne alle Aussicht in die Ferne. Nur die Größe und Reinheit der Gebirgsformen, das körperliche Wohlbehagen in diesem reinen Ather, und der Gedanke, daß hier der befruchtende Regen und die Quellen, welche so vielfaches Leben in der Tiefe verbreiten, ihre Geburtsstätte haben, konnte uns mit dem erschütternden Bilde befreunden. Wir fühlten noch Muth, dem Thorstein näher zu kommen; aber dazu fehlte itzt die Zeit und wi¬ hatten auch nicht den rechten Weg eingeschlagen. Alle Versuche, die höchste Spitze dieses merkwürdigen Gebirges von der nordöstlichen, östlichen und südlichen Seite zu besteigen, sind mißglückt, und werden wahrscheinlich immer mißglücken, weil ... die Eisklüfte das Aufsteigen zu gefährlich machen.“ Mehr Aussicht gibt Kleyle einer Dachsteinbesteigung von der Gosauer Seite, die aber auch, wenn nicht ganz unmöglich, doch ohne besondere Vorbereitungen sehr schwierig sei. Auch Kleyle 201

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