Oberösterreichische Heimatblätter Fremdenverkehrsgebiet einleiten. Die Pichler schildert die oberösterreichische Vor¬ alpenlandschaft und das noch ganz stille Salzkammergut am Vorabend seiner Ent¬ deckung; ihrem staunend-beglückten ersten Erleben des Gebirges erscheinen schon Landschaften wie das Mondseeland als „wild-schöne Gegend“ und das Windisch¬ garstner Becken als „schaurig-schönes Tal“. Auch Lange, der gleich Pichler eine große Rolle in der Wiener Gesellschaft spielte, unternahm mehrere Salzkammer¬ gutreisen und baute sich als einer der ersten dort ein Sommerheim. Humboldt schreibt seinen vielzitierten Brief an Josef von Schot, den Leiter des botanischen Gartens der Wiener Universität: „Ich gestehe, daß ich in der Schweiz keine solchen Naturszenen kenne als diese oberösterreichischen. Dazu ist das Volk mir ungleich interessanter und liebenswürdiger ... Sie sollten einmal eine Exkursion dorthin machen. Ich sehe die Gegend diesen Herbst nocheinmal. Ich werde zu Fuß nach Ischl, Hallstatt und wenn die Witterung sich hält, bis Aussee in Steiermark gehen. L. v. Buch veröffentlicht geologische Forschungen und Höhenmessungen. Zum eigentlichen Herold für das Salzkammergut aber wurde, wie vorher schon durch seinen Schneebergführer (1802) für den Wiener „Hausberg“ und durch sein vier bändiges Glocknerwerk (1804) für den Großglockner, der junge Mediziner, Botaniker und Alpenschriftsteller Joseph August Schultes (173 — 1831), der als Einundzwanzigjähriger zum erstenmal das Salzkammergut besucht hatte und von 1794—1808 sechsmal bereiste. Sein zweibändiges Werk, die „Reisen durch Oberösterreich in den Jahren 1794, 1795, 1802, 1803, 1804 und 1808“, das 1809 bei Cotta in Tübingen erschien, ist die erste, eingehende und fesselnde, heute noch lesenswerte Schilderung der neu entdeckten Landschaft. Ihm folgen rasch zahlreiche andere Neisehandbücher. Es beginnen die Reisen der Maler ins Salz¬ kammergut. Nun entstehen auch die ersten künstlerischen Dachstein-Bilder, die durch Lithographien vervielfältigt werden; zu den frühesten gehört eine Berliner Lithographie „Die Maler auf dem Hallstätter Gletscher" (1823) und das Dachstein¬ Bild von J. Alt (1825). Wir finden in dieser älteren Salzkammergut-Reiseliteratur neben über¬ schwenglichen Naturbeschreibungen viele Schilderungen des Volkstums, Lebensweise, des Charakters und der Arbeit der Salzkammergütler, der Alm¬ und Waldwirtschaft, der technischen Einrichtungen der Salzgewinnung und -ver¬ frachtung. Das touristische Interesse tritt hinter dem geographischen, naturwissen¬ schaftlichen, statistischen und volkskundlichen zunächst zurück. Daher sind auch die nun beginnenden ersten Versuche botanisierender Gelehrter und bergbegeisterter Reisegesellschaften, auf die Dachsteingipfel zu gelangen, noch nicht als ernste touristische Unternehmungen zu werten und endeten denn auch meist schon am Karlseisfeld. Am 6. September 1804 unternimmt Schultes mit Dr. Klinger und Hallstätter Führern von Hallstatt aus „mit Steigeisen, Griespeil, Stricken und Barometer und Thermometer ausgerüstet“ den Versuch einer Dachsteinbesteigung über die damals noch neun Hütten zählende Ochsenwiesalm, den ersten Stützpunkt der 200
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2