OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 1

Bausteine zur Heimatkunde und die „neue Welt" und „wer das Haus entdeckt, gleicht Kolumbus“ (freundliche Mitteilung von Pfarrer Krenner). In den großen Donauauen oberhalb Wil¬ hering in der Nähe von Brünndl in Fall führt eine etwa 40 Hektar große, rings von Auwald umschlossene, in den Achtzigerjahren des vorigen Jahrhunderts ge¬ rodete Wiesen- und Ackerfläche den allgemein üblichen Namen „Amerika“. Viel¬ leicht handelt es sich hier um ein durch die Veränderung des Stromgerinnes ver¬ landetes und der Kultur neugewonnenes Gebiet oder man hat den Namen deshalb gewählt, weil man dieses Gelände erst nach Überquerung der Seitenarme der Donau erreichen kann. Der Name haftete der Örtlichkeit schon vor der Rodung an Auch Straßen, Gassen, Stadtviertel werden häufig „Neue Welt“ genannt. In Linz kommt der Name zweimal vor. Er bezeichnet den wichtigsten Knoten¬ punkt des Linzer Fernstraßennetzes, die Einmündung der Salzburger Reichsstraße in die Wiener Reichsstraße zwischen Linz und Ebelsberg, und die Häusergruppe an dieser Straßengabelung; auch auf eine Gaststätte ist der Name übergegangen. Er wurde wohl geprägt, als nach Auflassung der Maximilianischen Festungstürme (1868) und des Bauverbotes im Festungsgelände an diesem verkehrswichtigen Platz, wo sich einst der „Rosalienkurm“ der Linzer Lagerfestung erhoben hatte, eine Gruppe kleiner Vorstadthäuser entstand, damals weitab von der verbauten Stadt. 1924 wurde die amtliche Bezeichnung „In der neuen Welt“ in das Linzer Straßenverzeichnis aufgenommen. Die ältere Bezeichnung für diese Gegend lautete „Zu den drei Kreuzen“ (B. Pillwein, Beschreibung der Provinzialhaupt¬ stadt Linz, Seite 381) oder „Dreikreizen“ (C. Wurzbach, Biographisches Lexikon, Band 39, Seite 57). Die Bezeichnung „Neue Weldt“ sindet sich aber bereits auf dem Linzer Stadtplan um 1710 (Linzer Stadtarchiv) für den östlichsten Teil der Adlergasse von der Neutorgasse weg. Auch 1771 bei der ersten Linzer Häusernumerierung wird die Bezeichnung „Neue Welt“, „In der neuen Welt“ für diesen Straßen¬ teil, einmal auch für die Adlergasse überhaupt gebraucht; die heutige Neutorgasse heißt „das kleine Gäßchen der neuen Welt“ (B. Pillwein, Linz, einst und jetzt, Seite 71 bis 75, 132). Die Adlergasse wird hier durch das vom Ludlarm er¬ zwungene Zurücktreten der Stadtbefestigung in einen spitzen Winkel zusammen gepreßt und endet am Westflügel des Stadtpfarrhofes als Sackgasse. Die Ab¬ gelegenheit dieses Winkels an der Nordostecke der alten Stadt hat ihm wohl seine Bezeichnung eingetragen. Seine Eigenart hat überhaupt immer wieder zu beson¬ deren Namengebungen verlockt. So finden wir für diese Sackgasse noch die Be¬ zeichnungen Froschengasse (um 1730, nach dem Froschtor, heute Neutorgasse), „Zum großen Christoph“ und „In der Arschgarben“, „Arschkerben“ (1800). Sicherlich gibt es außer den hier erwähnten Namen noch manche „Neue Welt“ und manches „Amerika“ in Oberösterreich. Mitkeilungen hierüber könnten den Nachweis über diese Namengebung abrunden und manche wissenswerte Einzel¬ F. Pfeffer (Linz) heit bringen.

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