Bausteine zur Heimatkunde stanzen“ und „Kroasmodln“, auf denen die kleinen Pappenscheiben des Zieles ge¬ stanzt und mit den fünf Ringen beprägt werden. Auf den „Inventionsscheiben werden „Kreise“ geschossen, während auf die „Gedenkscheibe“ nur je ein Schuß abgegeben werden darf, der auch nach „Teilern“ gewerket wird. Am weitesten links steht der Panzer mit der „Gamsscheiben"“, die auf selbstersonnener und selbst¬ gebauter Bahn rasch vor dem Schützen vorübergleitet. Auch hier muß das „Plattl' mit den fünf Ringen getroffen werden, sonst gilt der Schuß nichts. Der Zieler in seiner altüberlieferten weiß-rot gevierteilten Tracht mit spitzer, durch bunte Bänder und „Oachkatzelschwoaf“ gezierter Mütze ist die wichtigste Person am Schießstand. Seiner Redlichkeit ist die Trefferbeurteilung anvertraut, er juchzt bei guten Schüssen, wirft die Narrenkappe hoch in die Luft, tanzt vor der Scheibe oder kommt in Purzelbäumen auf den Meisterschützen zugerollt. Keine leichte Sache, zumal das belebende „Zielwasser“ noch fehlt Eine richtige „Schützenmusik“, bestehend aus zwei „Seitelpfeifern“ (Schweg¬ lern) und einem Trommler, sorgt mit ihren altüberlieferten munteren Weisen für gute Stimmung unter den Schützen und „Kibitzen“ (Zuschauern). Die Obertrauner Schützen waren so eifrig beim Schießen, daß sie der ganzen Samstagnachmittag und Sonntagvormittag brauchten, bis sich der üb¬ liche, von der Bevölkerung sehnlichst erwartete „Schützenzug“ durch den Ort be¬ wegen konnte. Die buntgekleideten Zieler eröffneten ihn mit ihren Spässen. Ihnen folgte der stattliche Schützenmeister, begleitet von zwei bildsauberen Dirndln in Tracht, den „Schützenlisln“. Unter den urwüchsigen Klängen der aus zwei Seitel pfeifen und Trommel bestehenden Schützenmusik marschierte der lange Zug der Stachelschützen zum Schützenwirt, auf dessen Grund der Fahnlbaum steht. Der Hauptschützenstand trägt hier drei Scheiben, „Almerin und Bua", „Zwoa Wild¬ schützen“ und „D'Almhütten“. Auch hier sind kunstvolle Vorrichtungen zum Öffnen des Türls bei Volltreffern eingebaut. Der beste Schütze auf der Gedenkscheibe gewann hier unter allgemeiner Be¬ lustigung das „Schneiderbest“, ein zuunterst an den Fahnlbaum gestecktes Lein¬ tuch. Daher geht die Sage, er habe absichtlich daneben geschossen. Seine Ehefrau hat jedenfalls mit dem großen Leintuch mehr Freude gehabt als mit den kleinen Seidentüchln (der übrigen Beste). Nach der Preisverteilung hielt bei Gesang und Umtrunk eine gemütliche Wirts¬ hausstunde die Schützen beisammen. Die „Schützenkapelle“ — in ihrer altüber kommenen Zusammensetzung von 2 Geigen, 1 Cello und 1 G-Trompete — spielte ausschließlich heimische Tänze. Dazu wurde jeweils eine „Alte Schützenpaß“, eine „Junge Schützenpaß“ und eine „Freipaß“ (an der auch Gäste und Orts¬ fremde teilnehmen dürfen) getanzt. Der Schützenmeister eröffnet den Tanz. Es zeigte sich, daß die alten Schützen den jungen im Tanzen an Haltung, Anmut, Zucht und Feuer weit überlegen waren. Es wurden „Landler“, „Steirer“, „Polka", „Walzer", „Siebenschritt", „Boarischer", „Hüatamadl“ und ein „Schleu¬ niger" „aufgemacht“. 79
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