OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 1

Commenda: Die Solinger werfen Schluderin und Brautführer Krapfenstücke, Zuckerln, Gebäck oder in Papier gewickelte Geldstücke unter die Zuschauer, das heißt man „Ausschmeißen“. Aus da Kira blasen: Die Musik begrüßt den aus der Kirche tretenden Hochzeitszug mit frohen Weisen und stellt sich hierauf wieder an dessen Spitze. Nun führt bereits der junge Ehemann sein eben angetrautes Weib gleich hinter den Kranzljungfrauen, ihm folgen die zwei Väter und die übrigen Gäste. Die Schluderin schmeißt wieder aus, der Brautführer nicht mehr. Einagrüaßen beim Wirt: Die Musik, welche auf dem Wege von der Kirche ins Wirtshaus nur beim „Verhalten“ (Versperren des Weges durch vor¬ gehaltene Schnur) aussetzt, spielt ihre Marschweisen fort, bis das letzte Mitglied des Hochzeitzuges ins Haus getreten ist. Die Zechbuam des Bräutigams stehen beim Einzug in die Kirche wie beim Einmarsch ins Wirtshaus Spalier. Die Schluderin wirft noch einmal durch ein Fenster ihre Gaben unter die Zuschauer. Mahl: Während des Hochzeitmahles besorgt die Landkapelle die Tafelmusik und spielt Märsche, Masur, Polka oder Walzer. Nach den Ansprachen und Fest¬ gedichten bringt sie jeweils einen kräftigen Tusch. Dann sammelt die Kapelle ab, indem ein Musiker von Hochzeitsgast zu Hochzeitsgast geht. Er hat auf einem Teller ein Notenblatt liegen und bittet „um a Trinkgeld für die Spielleut!“ Hier¬ auf folgen die verschiedenen Ehrentänze: Der erste und wichtigste darunter ist die „Hoazateicht“. Sie ist ausschließlich den geladenen Hochzeitsgästen vorbehalten. Der Brautführer tanzt dabei ein Stückl mit der Braut und übergibt sie hierauf dem Bräutigam, der mit ihr weitertanzt. Der Brautführer tanzt nun mit der Schluderin ein paar Takte und übergibt sie dann einem Tänzer. In der gleichen Art verschafft er sämtlichen geladenen Frauen und Mädchen der Hochzeitsgesellschaft einen Tanzpartner, indem er zunächst selber mit ihnen tanzt und sie dann an einen der herumstehenden Männer und Burschen der Hochzeitsgesellschaft abgibt. Die Musik spielt hiezu „Walzertrio mit Vorgeigen" Nun folgt die „Zechbuameicht", auch „Zweite Hoazateicht“ genannt. Sie ist den Zechbuam des Bräutigams vorbehalten. Der junge Ehemann tanzt dabei zum ersten¬ mal mit seiner Frau Landla. Die Musik spielt Landla ohne „Halbab“ (Zahlen). Hieran schließt sich die „Fuhrleuteicht“. Sie ist allen Fuhrleuten vorbe halten, die zur Hochzeit gefahren sind. Die Musik spielt Landla ohne „Halbab“ Mehrere „Allgemeine Hochzeitseichten“ sind über das Hochzeitsfest in der weiteren Folge verteilt. Jeder männliche Anwesende hat dabei das Recht mitzu¬ tanzen, von den „Weiberleut“ dürfen aber nur die zur Hochzeit eigens geladenen mittanzen. Die Musik spielt Landla ohne „Halbab“. Die auf geschmückten Wagen eigens von auswärts zur Hochzeit fahrenden Zechen werden ganz besonders bewillkommt. Der Brautführer bringt ihnen zur Begrüßung gleich einen Doppelliter oder Fünfliter zum Wagen hinunter, wo er auf der Stelle ausgetrunken wird. Die Musik spielt dazu einen Tusch. Dann wird die „fahrende Zeche“ mit einem Marsch auf den Tanzboden „auffiblasen", wo

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