Oberösterreichische Heimatblätter ladung zum Mahl mit anschließendem Tanz in wohlgesetzten Worten vor, nennt das „Mahlgeld“ und den „Tanzherrn“, der alles leiten wird. Gekanzt wird bei solchen Ladschaften fast nur „Zettellandla“ Grabmusik: Vom Chor der Kirche von Polling blasen die Solinger am Karfreitag alte Trauerweisen, auf welche die andächtige Gemeinde besonderen Wert legt, da es sich um ein altehrwürdiges Herkommen handelt. Maibaumsteigen: Das „Moabamsteigen“ ist die Vorbereitung des „Moa¬ bamwerfens“ und findet am 30. und 31. Mai statt. Der vor dem Umlegen noch¬ mals besonders festlich geschmückte Baum wird dazu sorgfältig eingeseift und dann den Kletterern freigegeben. Als Preise winken die bunten Seidenfähnchen am Baum, der erste Preis steckt am Gipfel. Verbunden mit den Fähnchen sind Geld¬ und Wurstpreise. Während des Kletterns spielt die Musik flotte Weisen, bei der anschließenden Preisverteilung im Wirtshaus bringt sie jedem Sieger einen fest¬ lichen Tusch und dann wird natürlich zum Tanz aufgemacht. Das Turmblasen am Heiligen Abend -in Aspach nach der Mitter¬ nachtsmette vom Turm, in Wildenau oberhalb des Bäckenbergls —schließt die Jahresarbeit der Solinger ab. Im vier- bis sechsstimmigen Chor werden da passende Weisen geblasen, z. B. „Stille Nacht“, „Das ist der Tag des Herrn“, „O Tannenbaum", „Ihr Kinderlein, kommet!“, „Schlaf wohl, du Himmelsknabe du", „O sanctissima". Bei der Hochzeit Das reichste und auch im Brauchtum wichtigste Betätigungsfeld erschließt sich aber der Landmusik bei der Hochzeit. Die erste Gelegenheit, bei welcher die Musi¬ kanten dabei in Erscheinung treten, ist das Brautführn: Zwei Musikanten nehmen auf dem Bock des festlich ge¬ schmückten Wagens Platz, der die Braut vom Elternhause abholt. Nähert er sich diesem, so wird vom Gesinde dort tüchtig aus Pöllern oder Preßschlüsseln ge¬ schossen, desgleichen, wenn der Wagen mit der Braut wieder abfährt. Bei dieser Rückfahrt blasen die Musikanten auf zwei Flügelhörnern die altüberlieferten „Hoazatarien“. Brautführer, Kranzljungfer und „Hoazeiter“ (Bräutigam) werden ebenfalls „herblasen“, das heißt mit Musik ins Wirtshaus geholt. Bei ganz großen Hochzeiten gibt ein ganzer Wagen voll Musikanten der Braut das Geleite Ins Gasthaus einiblasen: Eine größere Musikantengruppe erwartet die Braut und die hervorragenden Hochzeitsgäste vor dem Gasthaus und spielt bei ihrem Einzug jeweils einen flotten Marsch. In d'Kira blasen: Sind alle Gäste beisammen, so stellt der Meßner oder „Prokrada“ den Hochzeitszug zur Kirche in folgender Reihenfolge auf: Die Musik geht an der Spitze und spielt flotte Märsche. Es folgen die Zechbuam des Bräu¬ tigams, die Kranzljungfern und übrigen Ehrenjungfern der Braut, der Braut¬ führer mit der Braut, die „Schluderin“ (Ehrenmutter der Braut), dann die ge ladenen Hochzeitsgäste, den Beschluß machen die Väter der Braut und des Bräu¬ tigams und schließlich der Bräutigam selbst. Während des Zuges in die Kirche 74
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