Khil: Adalbert Depiny und Bücherfreund im Rahmen des damaligen bürgerlichen Bildungsideals: seine Bücherei umfaßte schöngeistige Bücher, viel Naturwissenschaftliches, Forschungs¬ reisen, philosophische Schriften. Trotz Verbotes las der Gymnasiast, was er er¬ reichen konnte, besonders die Philosophen und Jules Verne. Die ersten Schuljahre verlebte er in Wien, dann übersiedelte die Familie nach Linz, wo auch die Mutter ihre Jugend verbracht hatte. Hier besuchte er kurz die Volksschule in Urfahr und dann die Neustädterschule, deren Direktor Hofmann ein Vetter der Mutter war. 1894 —1902 war er am Staatsgym¬ nasium in Linz, das gründliches Wissen und Können vermittelte und forderte und einen guten Kameradschaftsgeist der Schüler pflegte. Hier legte er die Grund¬ lagen für sein späteres philologisches und geschichtliches Studium. Studienzeit 1902 ging er an die Universität Wien. Der Tod der Großmutter Seidl und seiner Lieblingsschwester Margit waren ein bedrückender Auftakt. Auch sonst begann die Studienzeit, die für andere den Weg in Freiheit und fröhliche Un¬ gebundenheit bedeutet, unter schweren Wolken. Familienzwistigkeiten zwangen ihn, sich ganz auf sich selbst zu stellen und den Weg des armen Studenten zu gehen, der sich mit Stundengeben mühselig genug fortbrachte. Zum eigenen Studium blieb ihm gewöhnlich nur die Nacht. Von um so erstaunlicherem Arbeitswillen künden seine weitgespannten Studien: Germanistik, Geschichte, Geographie, Volkskunde; schließlich mußte er sich auf Deutsch, Latein und Griechisch beschränken. Auch das alte Schifferblut regte sich und der Drang in die Weite. Wollte er früher Seeoffizier werden, so drängte es ihn jetzt zur Tief¬ seeforschung. Ein Augenfehler machte dieses Studium unmöglich. Schwere, jahre¬ lange Kämpfe hatte er um seine österreichische Zuständigkeit zu führen, den Dualismus der alten Monarchie verspürte er sehr bitter am eigenen Leib. Unter seinen akademischen Lehrern waren machtvolle Persönlichkeiten, so die Altmeister der Germanistik Minor, Heinzel und Seemüller und der Geograph Penk, ein Gelehrter von Überzeugungskraft und Freund seiner Hörer. Zwei treue Freunde brachten ihm die akademischen Jahre: Karl Emil Blümml, den er als Volkskundler und Kulturhistoriker ungemein hoch schätzte, und Hans Anzengruber, einen Sohn des Dichters, den er in einem Privatgymnasium für die Matura vorbereitete und mit dem er reiche Arbeitspläne schmiedete. Anzengruber starb plötzlich noch vor Beginn des Weltkrieges, Blümml erlag im Jahre 1926 einem Straßenbahnunfall. Damit war schöpferische Zusammenarbeit, die erst ihre Früchte tragen sollte, tragisch abgeschnitten. 1904 rückte er bei den 59ern in der Linzer Wasserkaserne ein, wurde aber nach vier Wochen wieder entlassen. Das Sommersemester 1905 verbrachte er mit Freund Blümml in Tübingen. Er arbeitete an seiner Dissertation über den schwäbischen Dichter Wilhelm Bauer'), *) A. Depiny, Ludwig Bauer. Ein Dichterbild aus Schwaben. Triest 1911.
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