OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 1

Oberösterreichische Heimatblätter öffentlicht. Paur ist eine stille, doch der Dichtung in ganz Europa mit Anteilnahme zugewandte Natur und verfügt selbst über einen gepflegten Stil. In ähnlicher Art hat sich Matthias Altmann (1794 —1885) aus Edlach im Hausruckviertel, nachdem er als Krieger weit in Europa herumgekommen war und den Einmarsch in Paris mitgemacht hatte, der Stille des Landlebens zugewandt. Er wurde Kleinbauer auf dem heute noch bestehenden Altmannhof unweit Grieskirchen und hat das arbeitsreiche Leben auf dem Acker mit eingeflochtenen sonstigen Lebens¬ erinnerungen in Hexametern um 1830 niedergeschrieben. Erzherzog Johann ließ das anmutige Werk 1845 als „Oberösterreichisches Georgicon“ veröffentlichen. Bedeutend als Persönlichkeit war der in Steyr gebürtige, später in Wien als Bücherzensor lebende Dichter Johann Mayrhofer (1787— 1836). Wie bei Denis erwuchs sein Stil aus der meisterlichen Beherrschung des Latein, doch ge¬ lang es ihm nicht, in seiner Lyrik zu einer reinen Ausdruckskraft durchzustoßen. Er war eine grüblerische und melancholische Natur, dessen künstlerisches Wollen das Können überstieg. Schwer litt er darunter wie unter der Ablehnung durch Grillparzer und dem Schweigen seines großen Vorbildes Goethe, dem er seinen Versband zugesandt hatte. Seine Freundschaft mit Theodor Körner und besonders mit Schubert, der vierzig seiner Gedichte vertonte, seine Beziehung zu W. F. von Meyern, dem Verfasser des ungewöhnlichen Romans „Dya Na Sore“ und vor allem zu dem Philosophen Ernst von Feuchtersleben lassen ihn selbst als be¬ deutenden Geist erscheinen. Feuchtersleben nennt Mayrhofer in seiner berühmten „Diätetik der Seele“ einen großen Herzenskenner, er hat nach dem Freitod des Dichters dessen noch unveröffentlichte Verse mit einer fast überschwenglichen Ein¬ leitung herausgegeben. Darin gibt er auch Auszüge aus dem Tagebuch Mayr¬ hofers über sein Zusammenleben mit Schubert. In diesen Tagebuchblättern, die der Veröffentlichung in hohem Maße wert wären, zeigt sich Mayrhofer als tief¬ geistigen Menschen von scharfer Beobachtung und Selbstkenntnis, der über einen prägnanten, klassischen Prosastil verfügt. Leider hat er in Prosa nur einige kleine historische Abhandlungen in Zeitschriften veröffentlicht, obwohl er anscheinend ein selbständiges philosophisches Denken besaß und sich mit bedeutenden Problemen, wie etwa der Mystik des Hermes Trismegistos befaßt hat. Eine Mayrhofer überaus verwandte Natur scheint der Linzer Anton von Spaun (1790— 1849) gewesen zu sein. Auch er ist im Grunde nur vor¬ künstlerisch veranlagt, übt auf bedeutende Geister durch seine Persönlichkeit starke Anziehung aus und ist vielseitig interessiert. Seine gegenüber Mayrhofer mehr dilettantische Grundhaltung gleicht er durch größere Kraft der Verwirklichung aus. Er bringt es zuwege, etwas wie einen literarischen Salon in Linz zu gründen, ist an der Errichtung des Landesmuseums maßgebend beteiligt und bringt einen patriotischen Verein zustande, der „Beiträge zur Bildung der Jünglinge“ heraus¬ gibt. Seine eigenen schriftstellerischen Arbeiten hatten großen Erfolg auch bei den Maßgebenden des Faches wie die Schrift „Heinrich von Ofterdingen und das Nibelungenlied“, die heute bedeutungslos ist; auch seine Sammlung „Österreichische 56

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2