Pfeffer: St. Leonhard, Zur Geschichte der Kirche und Siedlung 1715 kleinere Ausbesserungen der Kirche durchgeführt. Pfarrer Pleyl führte die Erneuerungsarbeiten im Stil der neuen Kunst zu Ende; 1720—1721 wurde die Kirche barockisiert und erhielt ihr heutiges Aussehen. Wie die gotische Kirche und ihr Freskenschmuck ein Denkmal der Volkenstorfer ist, so erinnert die barocke Einrichtung der Kirche an das berühmte Geschlecht der Tilly, das 1724 im Mannesstamm ausstarb. Die Maler-, Bildhauer- und Tischlerarbeiten führte der Graf Tillysche Maler Johann Georg Derfler durch und erhielt dafür 1214 fl 15 kr aus der Kirchenkasse St. Leonhard. Nach dem Vertrag vom 13. 5. 1720 wurde der heutige Hochaltar mit dem Hauptblatt der „histori des heil. Leonardi", die Kanzel, sechs Schnitzleuchter samt einem Kruzifix, zwei Postamente für die Leuchter beiderseits des Altars, das eiserne Speisgitter hergestellt. Nach einem weiteren Vertrag vom 19. 4. 1721 mußte Derfler den Seitenaltar mit den Ge¬ mälden Maria Himmelfahrt und Auferstehung Christi und zwei Antependien für Hoch- und Seitenaltar herstellen, die „völlige Parkirchen alda unter sich und vorwerts mit Oelfarb“ streichen, die (heute verschollenen) „20 Bilder, das Leben des hl. Leonhardi und was daran zerrissen, ausbessern, sauber buzen und Ihre schwarzen Namen renovieren“. Daß ihre Bedeutung für die Seelsorge die Kirche St. Leonhard über die josesinische Kirchenaufhebung hinüberrettete und glücklicherweise vor Schließung, Verkauf und Abbruch bewahrte, ist bereits erwähnt worden. In dem Bericht des zuständigen Dekanates Waizenkirchen 1786 wird die Beibehaltung der Filial¬ kirche damit begründet, daß „wenigstens 19 pfarrliche Gottesdienste mit den Christenlehren, welches dem Unterricht der Jugend beförderet, abgehalten werden“. Dem Ansuchen der Bewohner von Zeitlham und St. Leonhard gelang es denn auch, die Kirche zu retten, während die Laurenzikirche zu Zeitlham gesperrt wurde. Doch waren gegen die Kirche sogar die Wiener Josesiner Sturm gelaufen, wie aus einem Bericht in der von M. A. Wittola 1784 — 1789 herausgegebenen, im Geist des josefinischen Staatskirchentums geschriebenen „Wienerischen Kirchen¬ zeitung" (1785, Sp. 190 f) hervorgeht. Dieser jedenfalls aus den Kreisen der oberösterreichischen Josefiner stammende Bericht 13) möge als bezeichnendes Zeit¬ dokument des Josefinismus hier folgen: „Im Pfarrbezirk Pucking unter der Vogtei Kremsmünster besteht noch immer die Filialkirche St. Leonhard, in welcher zur Aufrechterhaltung des alten Aberglaubens des Monats nur einmal Gottes¬ dienst gehalten wird und dieser zwar an dem Sonntage, da der Mond vor 9 Uhr neu wird. Tritt der Mond erst nach dieser Stunde in das Viertel, so bleibt der Gottesdienst auf den folgenden Sonntag verschoben. Durch diese abergläubische Andacht werden die Pfarrkinder der herumliegenden Nachbarkirchen von ihrem echten Gottesdienste abgezogen.Eben dieses Schreiben sagt uns auch, wie diese Kirche mit Hufeisen ausgezieret ist. Dieses zu verstehen muß man wissen, daß eigennützige Geistliche den hl. Leonhard für einen Patron des Viehes, darunter 13) Heimatgaue Ig. 15 (1934), S. 19. 49
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