OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 1

Oberösterreichische Heimatblätter Leonhard seinen Ausbau zu einer „großen Zuekirchen“ (so wird sie 1574 genannt), vielleicht auch seine besondere künstlerische Ausstattung, jedenfalls aber seine Rettung im josesinischen Kirchensturm zu verdanken. Das Übergewicht der Kirche St. Leonhard gegenüber der Mutterpfarre Pucking kommt auch im Kirchenvermögen zum Ausdruck. Die reichere Filiale hat der ärmeren Mutkerkirche wiederholt ausgeholfen. Als 1726 Pucking einen neuen Hochaltar erhielt, trugen die Tochterkirchen Zeitlham (424 fl 5 kr 28 d) und St. Leonhard (719 fl 22 d) die Kosten, „weillen dises Gottshauß ganz armb ist und nichts in Vermög hat“. 1723 bewilligte die Erbvogteiherrschaft Weißen¬ berg dem Pfarrer jährlich 15 fl und dem Schulmeister (für das „Orgelschlagen jährlich 3 fl aus der Kirchenkasse St. Leonhard als Weggeld für die häufigen Gottesdienste in St. Leonhard. Franz Josef Pleyl, 1719 —1748 Pfarrer in Pucking, begründete dieses Ansuchen, „weillen Gottlob aniczo mit denen ein¬ gehenten Opfern und Capitalien, da die Votivmessen denen Kürchfährtern (— Wallfahrern) willig und nach Verlangen gelesen werden, absonderlich ob¬ bemelde Filial Gottshauß S. Leonhart in ein ziemlich hohes gestigen" sei. Im Spätmittelalter war zu den vielen Patronaten des hl. Leonhard noch das Viehpatronat gekommen, das seiner Verehrung beim Bauernvolk großen Auf¬ schwung gab und viele Leonhardiheiligtümer zu vielbesuchten Wallfahrtsorten machte, so in Oberösterreich St. Leonhard am Wald, Sarleinsbach, Geiersberg. St. Leonhard bei Pucking hatte wohl diese besondere Bedeutung nur in bescheidenem Maß. Es wird auch im kreisamtlichen „Verzeichnis der bestandenen und wirklich noch bestehenden Wallfahrtsörter im Traunviertel“ (1789) nicht genannt. Von dem reichen volkskundlichen Brauchtum, mit dem die Leonhardikirchen umgeben sind (Eisenvotive, Ketten um die Kirche, Liendlschutzen) ist für St. Leonhard bei Pucking nur der Brauch der Hufeisenvotive bekannt. Um die Mitte des 19. Jahr¬ hunderts wurden hier Wachsbilder von Pferden und Rindern geopfert 12) Zur Zeit der Hochblüte des Luthertums in Oberösterreich wurden auch die Volkenstorfer Anhänger der neuen Lehre. Mit Wolf Wilhelm II. sank 1616 der Letzte des uralten Geschlechts ins Grab. Seine Witwe wanderte mit der Familie nach Deutschland aus; 1630 wurde von den Volkenstorfschen Erben Weißenberg an Graf Werner Tserclaes von Tilly, den Neffen des berühmten Feldmarschalls, ver¬ kauft, an den auch die Erbvogtei von St. Leonhard überging. Werner Tilly er¬ baute an der Stelle des alten Stammschlosses Volkenstorf bei St. Florian die heutige Tillysburg. Auf die Tilly folgten als Besitzer Weißenbergs und Erb¬ vögte von St. Leonhard die Vorig von Hochhaus (vor 1724), Johann Josef von Weichs (1730— 1758) und Stift Kremsmünster (1758 — 1906). Auch die Tilly haben sich der Filialkirche St. Leonhard angenommen. 1670 stiftete aus besonderer Verehrung des hl. Leonhard Reichsgraf Emmerich Tilly das neben der Kirche liegende Bäckenhäusl als Meßnerhäusl an die Filiale St. Leonhard. Unter Pfarrer Johann Jakob Cunio (+ 1719) wurden 1714 bis 12) Heimatgaue Ig. 7 (1926), S. 111.

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