Pfeffer: St. Leonhard, Zur Geschichte der Kirche und Siedlung Seibot II. von Volkenstorf ist auch der Erbauer der heutigen Kirche St. Leon¬ hard. Als Senior der Volkenstorfer — „yecz und der Elter von Volkestorff“ nennt er sich in anderen Urkunde desselben Jahres —übergibt Seibot mit seiner Hausfrau am 4. Mai („An sand florian tag des heyligen Martrer") 1405 dem Pfarrer Hanns Hayberger und seiner Kirche zu Pucking seine Kapelle zu St. Leon¬ hard bei dem Sippach in der Pfarre Pucking, „die wir auf vnsern aygen vnd freyen grünten gepawt haben“, als Filiale, behält sich aber die Erbvogtei vor. Dazu gibt er den Pukhof, gelegen zunächst der Pfarrkirche Pucking und eine Hof¬ statt bei St. Leonhard zur Erbauung eines Mesnerhauses gegen Lesung von zwei Wochenmessen und einen Vogteidienst von zwei Hühnern von beiden Gütern. Das in der Kapelle eingehende Opfer kann der Pfarrer zu sich nehmen Der Volksmund hat diese Stiftung Seibots mit dem Rankenwerk einer an das Gefangenenpatronat St. Leonhards anknüpfenden Gründungslegende um¬ geben: Vier Volkenstorfer kamen auf einem Kriegszug in türkische Gefangenschaft und gelobten nach ihrer Befreiung jeder eine Kirche zu bauen. Nach ihrer Rettung errichteten sie die Kirchen von St. Leonhard, St. Laurentius zu Zeitlham (1786 gesperrt), St. Veit „am Berg“ (Filiale von Ansfelden), St. Pankratius zu Nöstelbach (1786 gesperrt). Diese Legende ist auf dem heutigen Hochaltarbild dargestellt: in den Wolken St. Leonhard, dem ein Engel die Fesseln abnimmt, darunter vier in einem Kerker angeschmiedete Männer. Schon aus der Stiftung von zwei Wochenmessen geht hervor, daß mit der Erbauung der Kirche St. Leonhard eine wichtige Seelsorgestation geschaffen werden sollte. Diese Bedeutung der Kirche scheint — kurze Zeit nach der Über¬ gabe an Pucking — bestätigt zu werden durch ihr Aufscheinen („Pucking cum s. Leonardo") in der Passauer Matrikel (Rezension von 1429), die die zur Diözese Passau gehörigen Mutterpfarren und Filialen mit Pfarrcharakter anführt. Die örtliche Lage St. Leonhards im Pfarrsprengel Pucking wäre einer solchen Ent¬ wicklung in der Richtung auf die Verselbständigung günstig gewesen. Der größere und volkreichere Teil des Pfarrgebietes von Pucking mit sieben Ortschaften (Dörfl, Köttstorf, St. Leonhard, Ober- und Unterschnadt, Sipbach, Zeitlham) liegt ja auf der Terrasse um die Malde des Sipbachtales, während die schmale Traunniederung nur zwei Ortschaften, Pucking und Hasenufer, aufweist; Samerstorf ist erst durch die josefinische Pfarregulierung zu Pucking gekommen. Die Pfarrkirche liegt also am Rande des Pfarrgebietes, vom größeren Teil des Pfarrsprengels überdies durch die beschwerliche Steilterrasse getrennt. Es ist in diesem Zusammenhang be¬ merkenswert, daß anläßlich der drohenden Schließung St. Leonhards unter Kaiser Josef II. Pfarrer Winklmayr von Pucking sich äußerte, es wäre ihm lieber, wenn statt St. Leonhard die Pfarrkirche gesperrt würde. Kreisamt und Landeshauptmannschaft beantragten damals die Errichtung einer neuen Pfarre im nahen Weißenberg. In jüngster Zeit dachte man an den Neubau von Schule und Pfarrhof in St. Leonhard. Dieser seiner seelsorglichen Bedeutung hat Sankt 11) F. Wirmsberger, Beiträge zur Genealogie der Dynasten von Volkensdorf (1863), S. 55.
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2