Oberösterreichische Heimatblätter Tamsweg 1433), Kärnten (30 Kirchen), Krain (40 Kirchen), Steiermark (10 Kir¬ chen), Niederösterreich (9 Kirchen). Oberösterreich weist heute 6 Pfarrkirchen und 4 Filialkirchen mit dem Leonhardspatrozinium auf. Als Hauptgebiete seiner Ver¬ ehrung können nach der Patrozinienverteilung das Traun- und Mühlviertel gelten. Während das Innviertel nur eine Leonhardikirche (Pfarrkirche Geiersberg, 1489 „sand Lienhard auf dem Geirsperg"), das Hausruckviertel zwei Leonhardikirchen (die Pfarrkirchen Desselbrunn und Neukirchen a. d. Vöckla) aufweist, finden wir im später besiedelten Mühlviertel drei Leonhardikirchen, die Pfarrkirchen St. Leon¬ hard am Wald (um 1230 „ad s. Leonhardum“, die älteste urkundlich erwähnte Leonhardikirche in Oberösterreich) und Peilstein (Mitpatron St. Agidius), und die Leonhardikirche Pesenbach (1395 „Sant Lienhardt"“); die Kirche St. Leonhard bei Sarleinsbach (1328) wurde aufgehoben, das Mitpatronat (mit Laurentius) in Münzbach ist abgekommen. Im Traunviertel reihen sich die Leonhardiheiligtümer dicht aneinander: St. Leonhard bei Pucking, die Pfarrkirche Nußbach (vor 1364), die Leonhardikapelle beim Schloß Achleiten (um 1325 „s. Leonhardus“, 1643 ab¬ gebrannt), die frühere Friedhofkapelle Kremsmünster (mit St. Agidius), St. Leon¬ hard bei Spital am Pyrhn (1459 „ad s. Leonhardum“), die Heilige Leithen bei Pettenbach (1431 an Stelle einer älteren Kirche erbaut), die Leonhardskapelle der Stadtpfarrkirche Gmunden (1786 gesperrt). Eine jüngere Leonhardskapelle bestand bis 1938 in der Fronfeste des Linzer Landesgerichtes. Kehren wir nach diesem kurzen Ausblick auf die Leonhardiverehrung in Ober¬ österreich zur Leonhardikirche am Sipbach zurück! 1378 weist Seibot II. von Volkenstorf die für seine Frau Anna, die Tochter Hans des Merswangers, fest¬ gesetzte Morgengabe von 300 Pfund Wiener Pfennigen auf seine Besitzungen um Pucking an, wobei wieder mehrere heute noch den alten Namen tragende Höfe erwähnt werden: in der Pfarre Pucking der Hof „sand Lienhart“, der „Strohof“, die „Smidmül“ und die „Ruedelhub“ in St. Leonhard, der Hof „Grueb“ und eine benachbarte Hube, der Hof „Puchinch“, der „Obere Hof“ Weißenberg, das Lehen „an dem Eckk“, die „Griesmühl“, zwei Lehen „an der Oed“, das obere und das halbe untere Lehen „Langenachker“, ferner Kremshof und -mühle in St. Marien, alles freie Eigen, und der Hof „Prunn“ als passauisches Lehen?). Seibot II. hat eine Reihe von Schenkungen an Kirchen gemacht. 1403 stiftete er die Kruckelhube in St. Marien für einen Jahrtag an das Kloster Gleink. Erträgnisse seiner Güter in der Pfarre Pucking bestimmte er für einen Jahrtag in Weißkirchen. An die Pfarre Pucking selbst hatte Seibot bereits 1384 verschiedene Stiftungen gemacht; die Überlieferung will wissen, daß der Pfarrer so arm war, daß er mit Korbflechten sein tägliches Brot verdienen mußte. Von der Bildung der Familie Seibots zeugt das Bücherverzeichnis der Elspet Volchenstorfferin im Stiftsarchiv St. Florian, das 50 handgeschriebene Bücher umfaßt und so einen Einblick in das geistige Leben einer adeligen Frau des ausgehenden Mittelalters gewährt 10). *) O. Oe. U. B. IX G. 401. 10) A. Czerny, Die Bibliothek des Chorherrenstiftes St. Florian (1874), S. 57, 237. 46
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