OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 1

Pfeffer: St. Leonhard, Zur Geschichte der Kirche und Siedlung von St. Florian den von König Ottokar von Böhmen für Oberösterreich einge¬ setzten Landschreiber zu Enns Witigo an der Prälatentafel nach scharfem Wort¬ wechsel getötet hatte, wurden die Volken¬ storfer landesverwiesen und ihre Burgen geschleift. Durch die Habsburger sind die Volkenstorfer wieder zu Ehren gekommen und durften 1282 Schloß Volkenstorf wieder aufbauen. Im Puckinger Gebiet hatten die Vol¬ kenstorfer bereits 1340 Besitz erworben. Diemut, die Witwe Seibots (Sibotos) I. und ihre Kinder (Seibot II., Anna, Elisa¬ beth) kauften in diesem Jahre von Fried¬ rich Piber um 306 Pfund Wiener Pfen¬ nige den Hof Puckzinge, die Güter Ha߬ leden, Hasenurvar mit der Fischweide und einer Au, Chasten, Stalzenhueb, drei Kirche St. Leonhard bei Pucking Lichtbild Nakel Güter in Czeidelheim (Zeitlham), eine Mül bey dem Sypach und 70 Pfennige Gülten jenseits der Traun, sowie den Hof Sand Lienhard, eine Hofstatt und eine Hube daselbsts) Damals hat also an der Stelle der heutigen Kirche bereits die erste Kult¬ stätte des hl. Leonhard neben der 1289 zuerst erwähnten Pfarrkirche St. Michael in Pucking bestanden. Im 13. Jahrhundert hatte die mächtige Welle der Leon¬ hardsverehrung Oberösterreich erreicht und ließ eine Reihe von Leonhardskirchen und -kapellen im Lande erstehen. Nachdem zu Beginn des 11. Jahrhunderts, ein halbes Jahrtausend nach seinem Tod, die Lebensbeschreibung des fränkischen Hei¬ ligen und seine Wunder aufgezeichnet worden waren, trat der Kult St. Leonhards als hochverehrten Fürbitters der Armen, Gefangenen, Kranken im Zeitalter der Kreuzzüge einen beispiellosen Zug von seiner fränkischen Heimat und Wirkungs¬ stätte Aquitanien aus nach dem Osten an. Seine Verehrung verbreitete sich über den Rhein (1109 älteste Leonhardikirche auf deukschem Boden bei Börsch in der Diözese Straßburg, 1206 Leonhardipatrozinium in Frankfurt, 1214 in Stra߬ burg) nach Bayern, das zum Hauptmittelpunkt seines Kultes werden sollte (der „bayrische Bauernherrgott“, älteste Leonhardikirche Bayerns in Kreuth 1184). Über die Alpenpässe Tirols, wo Leonhard auch als Pilgerpatron verehrt wurde, wandert sein Kult nach Oberitalien; die Kirche San Leonardo in Borgoricco in den 13 Gemeinden bei Padua ist die erste geschichtlich nachgewiesene Leonhards¬ kirche (1085). Ostwärts verbreitete sich die Leonhardsverehrung nach Salzburg (18 Kirchen und Kapellen, die älteste in Grödig um 1122, die berühmteste bei 3) O. Oe. U. B. VI G. 329.

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