Oberösterreichische Heimatblätter Daß aus dieser Gegensätzlichkeit im Stil der Mittel und im Stil der Gesamt¬ haltung keine Halbheit, sondern im Gegenteil etwas ungeheuer Einheitliches wurde, das erreicht er durch die neue Bedeutung, die er dem Ornament zuwies. Beherr¬ schend im Raumeindruck sind nicht die Wandfelder mit ihren figuralen Szenen, be¬ herrschend ist das Gewölbe mit seinem Rausch an Farbe und dem flammenden Spiel der Ornamente (Abbildung 4). Jn Schwarzgrau, Stumpfviolett, Schwein¬ furkergrün, Sienarot und Gelb sind, will kürlich abwechselnd, Teilstücke der Ge¬ wólberippen von je etwa achtzig Zentimeter Länge lappig oder flammig bemalt, jedes Werkstück in anderer Farbe und anderer Ornamentzeichnung, zehn oder zwanzig an einer Rippe, hundert und aberhundert im ganzen Raum. Zwischen diesen einfarbig-bunten Rippen — ein¬ farbig, denn nie ist ein und dasselbe Werk¬ stück mit zwei oder mehr Farben bemalt, bunt durch den ständigen Wechsel der Werkstückfarben — also zwischen diesen einfarbig-bunten Rippen sind die Gewölbe¬ felder von unzähligen farbigen Sternen übersät, rot, hellgrün, gelb. Heiter und farbig wirkt diese Decke als Gesamtheit Hell, denn überall spricht der creme-weiße Grund mit und die gewählten drei Haupt¬ farben sind freudig und licht. Kaltes Blau fehlt überhaupt in den Malereien. Der Schöpfer dieses Kunstwerkes war ein Genie der Farbsetzung und des freischöpferischen Hinwerfens einer flam¬ migen Ornamentphantastik. Ich kenne im weiten Raum der gotischen Malerei kein zweites, das sich ihm in dieser Art ver¬ gleichen ließe. Überhaupt St. Leonhard bedeutet uns viel. Südtirol und Kärn¬ St. Leonhard bei Pucking Lichtbild Nake ten sind reich an Kirchenräumen mit Leonhardsstatue vollerhaltener gotischer Bemalung, aber nördlich der Alpen kannten wir bisher nur vereinzelte Wandbilder. So gewinnen wir hier zum erstenmal einen Einblick, wie die salzburgisch-oberösterreichische Malschule um 1450 Monumentalaufgaben zu lösen verstanden hat. 42
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