Oberösterreichische Heimatblätter und dem Lande ob der Enns noch offen. Der Staat des aufgeklärten Absolutismus strebte nach einfacheren, klaren Grenzlinien und so hatten schon im Jahre 1765 Österreich und Passau einen Vertrag geschlossen, demzufolge größere, außenseitig gelegene Landstriche an der Westgrenze des Mühlviertels (Jandelsbrunn und Niederranna) gegen kleinere Abtretungen Passaus bei Engelhartszell ausgetauscht wurden. Im Jahre 1782 trat dann Passau auch seine bisherigen Enklaven Obernberg am Inn sowie die Herrschaft Viechtenstein ab. War früher das Land ob der Enns aus rein historisch - staatsrechtlichen Gründen hinter den anderen Ländern zurückgetreten, so fielen für den aufgeklärten Absolutismus eines Josef II. derartige Erwägungen nicht mehr ins Gewicht. Alle Länder sollten ohne Rücksicht auf Alter und Titel als gleichmäßig organisierte Provinzen eines zentralistisch ausgerichteten Staats von nun ab vorwiegend nach ihrer Bevölkerungszahl und vor allem ihren wirtschaftlichen Leistungen entsprechend eingeschätzt werden. Von diesem Standpunkte aber war das Land Oberösterreich unzweifelhaft einer ganzen Anzahl jener Erblande vorzuziehen, die früher ihm gegenüber den Vorrang beansprucht und auch behauptet hatten. Bedeutete schon die von Maria Theresia vorgenommene Umwandlung der alten Landeshauptmann¬ schaften in staatliche Behörden eine beginnende Loslösung von der für beide Lande ob und unter der Enns gemeinsamen Behörde der Niederösterreichischen Regierung in Wien, so bildete die von Josef II. im Jahre 1783 errichtete Landesregierung in Linz die konsequente Folge einer Entwicklung, die schließlich Oberösterreich als eine völlig selbständige Provinz anerkannte. Gleichzeitig löste Josef II. die bisher trotz wiederholter Bemühungen der österreichischen Landesbistümer immer noch (mit Ausnahme von Wien und Wiener-Neustadt) dem Fürstbistum Passau unter¬ standenen Lande ob und unter der Enns davon los und errichtete für Oberöster¬ reich ein eigenes Bistum mit dem Sitze in Linz (1784). Damit schloß auch auf kirchlichem Gebiete der Jahrhunderte währende Kampf des Landes ob der Enns um seine Selbständigkeit ab. Ganz andere Aussichten eröffneten sich für Österreich, als mit dem Reichs¬ deputations-Hauptschluß des Jahres 1803 die bisherigen geistlichen Fürstentümer Salzburg und Passau säkularisiert wurden; die Napoleonischen Kriege beraubten jedoch Österreich nicht bloß der Möglichkeit einer Ausweitung seiner Herrschaft nach Westen, sondern schienen es nach der Niederlage von 1809 auch noch aus dem Großteil seiner alten Erblande zu verdrängen. Oberösterreich war damals schwer in Mitleidenschaft gezogen; denn es verlor nicht bloß das ganze Innviertel, sondern auch beträchtliche Gebiete des Hausruckviertels an Bayern. Man erwog daher in Wien die Auflösung des Landes ob der Enns als selbständige Provinz und seine Eingliederung nach Niederösterreich. Der Sieg über Frankreich brachte im Wiener Frieden des Jahres 1815 aber nicht bloß die Wiedergewinnung der verlorenen Gebiete, sondern auch noch den Großteil des bisher selbständigen Fürstentums Salzburg als neuen Zuwachs für Österreich. Passau dagegen kam an Bayern.
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