Oberösterreichische Heimatblätter diesem Geschlechte angestrebte reichsunmittelbare, von der österreichischen Landes¬ hoheit losgelöste Herrschaft. Vielmehr war damit auch die Rechtsstellung des im Lande ob der Enns gelegenen Besitzes der Bistümer Bamberg und Passau ver¬ woben. Besonders das letztgenannte geistliche Fürstentum suchte mit Hilfe der Schaunberger die österreichische Landeshoheit zu unterhöhlen. Dazu kam noch der Versuch, durch die in ihrer Hand befindlichen Donaufestungen eine Zollsperre für den österreichischen Donauhandel, den wichtigsten Aktivposten in der österreichischen Wirtschaft, auszuüben. Nachdem er zuerst diplomatisch das Bündnissystem der Schaunberger, vorab mit Baiern, gesprengt hatte, schritt Albrecht mit Hilfe des mächtigen habsburgertreuen Geschlechtes der Wallseer zum Angriff gegen die Schaunberger. Nach längeren, von wiederholten Stillständen unterbrochenen Waffenhandlungen (1380 —1386) konnte Herzog Albrecht endgiltig die Hausruck¬ und Rannagrenze für die österreichische Landeshoheit im Lande ob der Enns durchsetzen, dessen Einheit von nun ab nicht mehr in Frage gestellt werden konnte. Die nach dem Tode dieses tatkräftigen Fürsten einsetzenden Vormundschafts¬ streitigkeiten erhöhten den wachsenden Einfluß der aus den vier „Parteien“ des Herrenadels, Ritteradels, der Prälaten und der landesfürstlichen Städte zu¬ sammengesetzten „Stände“ zu einem ausschlaggebenden Faktor in der inneren Geschichte Österreichs. Unter Reinprecht V. von Wallsee schritt dieses Geschlecht, das die Stelle eines Hauptmanns ob der Enns durch nicht weniger als 150 Jahre beinahe erblich inne hatte, zur höchsten Machtentfaltung. Reinprecht hatte praktisch die im Namen des noch unmündigen Herzogs Albrecht V. ausgeübte Regierungs¬ gewalt allein in seinen Händen und so kam es, daß unter seinem Einfluß im Jahre 1408 das Land ob der Enns erstmals von dem unter der Enns völlig ab¬ getrennt wurde. Fast schien es, als ob die durch König Sigismund den Wallseern von Reichswegen erteilte Blutbannleihe (1434) die Wallseer in eine den Schaun¬ bergern ähnliche Bahn führen sollte. Sigismunds Versuche, wiederum eine böhmische Lösung des Donauraum¬ problems anzubahnen, scheiterte jedoch daran, daß durch die in seinem Hauptlande Böhmen ausgebrochenen Hussitenkriege seine Position empfindlich geschwächt wurde, da er weitgehend auf die von dem österreichischen Herzog geleistete Hilfe anstand. Vermutlich beeinflußt durch diese Umstände anerkannte Sigismund die von Herzog Albrecht auf Niederbayern erhobenen Erbansprüche und belehnte ihn im Jahre 1426 damit, doch wurde im Preßburger Urteil des Jahres 1429 dieses Gebiet wiederum bei Baiern belassen. Das Land ob der Enns gewann als Auf¬ marsch- und Abwehrbasis gegen die wiederholt tief ins Mühlviertel einbrechenden Hussiten eine über seine bisherige mehr gegen Westen gerichtete Schlüsselstellung hinausgehende steigende Bedeutung auch gegen Norden hin. Diese Entwicklung erfuhr eine weitere Verstärkung, als nach dem Tode Sigismunds (1437) das Haus Habsburg mit Albrecht V. plötzlich in den Besitz der von ihm schon angestrebten drei Kronen, nämlich der deutschen, ungarischen und böhmischen kam. Wiedereinmal brachte der frühe Tod des Herrschers 26
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