Oberösterreichische Heimatblätter die österreichische Landesherrschaft von der großen Mühl bis an die Ranna und darüber hinaus erweitert und den Bestrebungen Passaus, sein „Abteiland“ nach dem Osten vorzutreiben, für immer ein Riegel vorgeschoben. Ebenso mißlang es dem Fürsterzbischof von Salzburg, die österreichischen Salinen im Salzkammergut, die eine empfindliche Konkurrenz für die bisher allein vorherrschenden salzburgischen bildeten, zu beseitigen. Herzog Albrecht setzte aber auch die schon von dem letzten Babenberger angebahnten Bestrebungen, die österreichische Herrschaft bis zum Inn auszudehnen, fort, indem er Neuburg und Wernstein in seine Hand brachte, die bis zum Jahre 1803 bei Österreich verblieben; merkwürdigerweise wurde das Neuburger Ländchen nicht zum Hausruck, sondern zum Mühlkreis gerechnet. Weitere Schwierigkeiten für das Land ob der Enns kraten ein, als nicht nur das wittelsbachische Herrscherhaus in Baiern als Konkurrent in der Reichs¬ politik der Habsburger auftrat, woraus sich naturgemäß wieder Reibungen an der oberösterreichisch-baierischen Grenze ergaben, sondern auch in Böhmen die Luxem¬ burger eine gewaltige Hausmacht schufen, sodaß auch das Gebiet im Norden der Donau zu einem gefährdeten Grenzstreifen wurde. Das Land ob der Enns unter¬ lag so einem doppelten Druck von Westen und Norden. Dazu gesellte sich noch eine neue Gefahr in der wachsenden Macht der Grafen von Schaunberg, die in den Wirren nach dem Aussterben der Babenberger groß geworden und auf dem Wege waren, aus den von ihnen innegehabten Herrschaften eine Art Pufferstaat zwischen Österreich und Baiern zu schaffen. Das Land ob der Enns beanspruchte aber auch noch in anderer Hinsicht ein erhöhtes Interesse. Eine mit Anfang des 14. Jahrhunderts einsetzende zielbewußte Erschließung seiner Salzbergwerke erhöhte seine Wirtschaftskraft. Verkehrstechnisch bedeutete die im Jahre 1335 erfolgte Erwerbung Kärntens für Österreich eine günstige Verbindung mit der Handelsmetropole Venedig, sodaß die Straße über den Pyhrnpaß eine neue Belebung erfuhr. Desgleichen übte infolge der 1363 erfolgten Angliederung Tirols an Österreich die Salzburger Straße eine vermehrte Anziehungskraft für den österreichischen Handel aus. Für das österreichische Salz aber führten durch das oberösterreichische Mühlviertel die Straßen in das salzarme Böhmen. In die gleiche Richtung strömten auch die in der Eisenstadt Steyr her¬ gestellten, in Polen und Rußland gesuchten Waren, während die blühende Leinen¬ industrie vornehmlich in Ungarn und Italien ihren Absatz fand. Herzog Rudolf IV. hat mit sicherem Blick die politische und wirtschaftliche Bedeutung des Landes ob der Enns erkannt. Er hat, um seiner festen Bindung an Österreich, für die bisher eine schriftliche, reichsrechtliche Verankerung fehlte, die nötige Sicherheit zu verschaffen, in dem in seinem Auftrag verfertigten „Großen Freiheitsbrief“ für Österreich Bedingungen hinsichtlich des Landes ob der Enns aufgenommen, die sich für seine hinkünftige staatsrechtliche Stellung in ein¬ schneidender Weise auswirken sollten. Nach dieser Urkunde, die sich als das an¬ läßlich der Erhebung Österreichs zum Herzogtum ausgefertigte Privileg ausgab, wurde damals (1156) die Mark ob der Enns von Baiern abgetrennt und mit 24
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