OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 1

Oberösterreichische Heimatblätter Hinter dieser trockenen Aufzählung verbirgt sich eine Arbeitslast, die er einem langjährigen Kopfleiden förmlich abringen mußte. Es ist erschütternd, in den Amtstagebüchern neben den Eintragungen der zahlreichen Besprechungen, Vor¬ träge, Dienstreisen, Sitzungen, Kurse usw. immer wieder die lakonische Bemerkung „Kopfweh“ zu lesen, oft tagelang hintereinander. Sich endlich einmal gründliche Erholung zu gönnen, dazu nahm er sich nie Zeit. Entspannung und Anregung bedeuteten ihm die Reisen zu eigener Fortbildung, zu volksbildnerischen und Volks¬ kundetagungen nach Wien, Bonn, Leipzig, Berlin, Dresden, Würzburg und die verschiedenen Tagungen in Hubertendorf und St. Martin bei Graz u. ä. In den letzten Jahren seiner Amtstätigkeit mußte er von amtswegen auch das Kulturwerk der Vaterländischen Front „Neues Leben“ übernehmen. Um eine Mehrgeleisigkeit der kulturellen Arbeit in Oberösterreich zu verhindern, opferte er diesem Werk viel Zeit und stellte seine Forscherarbeit zurück. Im Jahre 1938 wurde sein Amt unter besonders harten Umständen auf¬ gelöst. Durch Übergriffe unkontrollierter Elemente wurde er verhaftet und in un¬ würdiger Form behandelt. Seine Amtsräume wurden ihm verschlossen, Teile des Volkskundearchivs verbrannt, die mühselige Aufbauarbeit langer Jahre, sein Lebens¬ werk, schien zerstört und abgeschnitten, zumal ihm weitere wissenschaftlicher Ver¬ öffentlichungen nur unter größten Schwierigkeiten gestattet wurden; die „Heimat¬ gaue“ wurden ihm entzogen. Er wurde pensioniert und konnte seine Reaktivierung nicht erreichen, trotzdem ihm Genugtuung zugesagt worden war. Diesen Schlag konnte er nicht überwinden. 1939 fand er im Amt des Gaukonservators ein neues Arbeitsheim. Er arbeitete an der Bauernhausaufnahme und führte die Glockenaktion durch. Ihr galt seine letzte Arbeit, sein letztes Wort. Am 19. Dezember 1941 nahm ihn ein rascher Tod hinweg. Der Forscher Als Depiny sich der Volkskunde verschrieb, hatte sie noch um ihre Anerken¬ nung als Wissenschaft zu ringen. Sie hatte ihren Stoff noch nicht bereitgestellt und ging den Anfangsweg jeder Wissenschaft, der Sammeln heißt. In ruhiger Sachlichkeit und ungemein genauer wissenschaftlicher Gründlichkeit schuf Depiny sich die Grundlagen seiner Gelehrtenarbeit und erzog er seine Mitarbeiter. Die Forschung war ihm nicht Selbstzweck, er suchte immer die Verbindung zum tätigen Leben. Er war kein Konservator, der das Überlieferte um jeden Preis festhalten wollte oder am Alten hing, bloß weil es alt war, aber einer, der das lebenskräftig Wertvolle erhalten und herüberführen wollte in die Entwicklung einer neuen Zeit, die allzusehr der Gefahr ausgesetzt ist, über ihre kulturellen Grundlagen hinweg¬ zugehen und den Boden unter den Füßen zu verlieren. Sammeln hieß für ihn ein Stück lebendigen Volkstums aufnehmen und über seine Erkenntnis zur Heimat¬ liebe zu führen. So ist, was er schrieb, heute so zeitgemäß wie nach dem ersten Weltkrieg, ja, in manchem noch lebendiger, weil die Gefahr inzwischen größer geworden ist.

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