Oberösterreichische Heimatblätter auch diese Arbeit eingestellt und der Traum der akademischen Lehr- und For¬ schungstätigkeit für immer begraben. Eine andere Arbeit, die Einleitung zu den Nikolausspielen aus Tirol2), lag in der Druckerei, die durch einen Granattreffer ausbrannte — so war auch diese Arbeit zerstört. Die Forschungsarbeit von acht Jahren war mit einem Schlage vernichtet. 1915 kam Depiny nach kurzer Militärdienstzeit in Wien und einigen Wochen Schuldienst an der Realschule in Laibach an das Staatsgymnasium in Linz, wo er bis 1918 wirkte. 1918 verstand sich die österreichische Regierung endlich dazu, den alten Wunsch der Friauler nach deutschen Schulen und einer Ordnung des Schulwesens zu verwirklichen. Depiny wurde nach Görz gerufen, um an der Einigung des friaulischen Schulwesens aufbauend mitzuarbeiten. Er fand die zerstörte Stadt, die er bald wieder verließ - es war für diese Arbeit zu spät geworden, der Zusammenbruch war gekommen. Die reichste Entfaltung seines Lehrerlebens fand Depiny durch die Berufung an die Lehrer- und Lehrerinnenbildungsanstalt in Linz, an der er 1918—1924 als Deutschlehrer wirkte. Mit besonderer Bewilligung des Landesschulinspektors konnte er seinen neuen Weg in der Gestaltung des Deutschunterrichtes erproben. Deutsch¬ unterricht war ihm Erziehung zu Volkstum und Heimat. Dieses Ziel der Erfassung von Geist und Seele unseres Volkes aus allen seinen Lebensäußerungen, besonders aber aus dem Bild der Sprache heraus, stand warm und hell über allem. Die Sprachlehre wurde zu freudiger Erkenntnis der Schönheit und Klarheit unserer Muttersprache, ihre Weite und Tiefe erschloß sich, in der geschichtlichen Betrachtung bekam jede Wendung ihren tiefen Sinn. Wir stiegen hinab bis zu den althoch¬ deutschen Quellen, der weite Kreis der Mundarten tat sich auf. Und ob wir in ehrfürchtiger Ergriffenheit die Werke hoher Dichtkunst betrachteten — Faust I und II, Wallenstein, das Nibelungenlied, Parzival, die letzten im Urtext, wurden in freiwilligen Stunden außerhalb des Unterrichtes gelesen — ob wir dem Volks¬ lied lauschten, dem Sinn der Märchen nachforschten oder der lebendigen Volks¬ überlieferung nachgingen, immer empfanden wir sie als Ausdruck der Seele unseres Volkes. Die Geschichte spielte herein, Kunst und Kulturgeschichte zog er heran, die Volkskunde als umfassende Kunde vom Volk stand hinter allem. Wanderungen ergänzten, was in der Schulstube angeregt worden war. Und seine Methode? Er schöpfte aus der reichen Fülle seines tiefen und er¬ lebten Wissens und Könnens, nie gab es einen Leerlauf, das zwang uns hohe Achtung ab und weckte unsern Arbeitseifer. Er überwand durch sein verstehendes Eingehen auf unsere Gedankenwelt und seine strenge Gerechtigkeit viele Klippen, das sicherte ihm unser Vertrauen. Er behandelte uns als ernst zu nehmende Menschen, das gewann ihm unsere Liebe. In der Erziehung zwang er niemals seine Meinung auf; aber er stand mit dem ganzen Einsatz seiner edlen Persön¬ lichkeit hinter jedem Wort, hinter jeder Forderung, das ließ uns freiwillig tun, was er von uns erwartete. So wurden für alle, die das Glück hatten, unter seiner 2) Nikolausspiele aus Tirol. Görz 1912 (1. Teil), 1913 (2. Teil).
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