Johann Gotthard Hayberger 1695-1764

Abb- 90 keiner Stelle verbunden ist. Dagegen faßt Hayberger sie im Sinne des älteren Fischer und Hildebrandts als Bestandteil des Baukörpers auf. Das festgefügte Äußere des Admonter Neubauprojektes wäre, wie der Pergamentplan zeigt, durch die Übernahme der alten Doppelturmfassade empfindlich gestört worden. So ist es nur konsequent, daß Hayberger auch für ihre Neugestaltung einen Vorschlag macht. Komposition und Aufbau der geplanten Kirchenfassade, die auf den ersten Blick gar nicht als solche zu erkennen ist, ergeben sich aus der ungewöhnlichen Absicht einer mittelalterlichen Doppelturmfassade eine barocke Blendfassade vorzusetzen. Während die bedeutenderen Klosterbauten des deutschen Barocks sich um die Integration einer Zweiturmfassade in die Gesamtkonzeption bemühen, versucht Hayberger zu einer neuen "Lösung" zu kommen, die den geschlossenen Umriß der Seitenblöcke auf die Kirchenfassade überträgt und zugleich einen deutlichen Akzent setzt, der auf das Zentrum der Anlage verweist. Die durchlaufenden Gesimshöhen der Seitentrakte sind zugunsten der Ve rtikal isierung de r Kirc henfassade und einer Zentralisierung der Gesamtfront aufgegeben. Durch die alte Doppelturmfront waren die Fassadenbreite, ihre Achsen sowie die Geschoßhöhen und deren Gliederung weitgehend vorgegeben. Wollte man die Kirchenfassade über die seitlichen Mittelpavillons erheben, so ergaben sich Gesamthöhe und -aufbau nahezu zwangsläufig. Anregungen für die Ausbildung eines dreiachsigen Fassadenrisalits mit klassischer Superposition konnte Hayberger in der französischen Architektur des 16. und 17. Jahrhunderts finden. Bekannte Beispiele sind die Giebe!front des Schlosses Anet (um 1547 - 1552) von Philibert de l'Orme [1097], die Blendfassade von St. Gervais - St. Protais in Paris (l 616 - 162l) von Salomon de Brosse und Fran<;:ois Mansarts Eingangsfront von Schloß Maisons (1642 - 1646). Vergleic hbar ist vor allem die Louvre- Fassade der Cour Carree (1546 ff. ) von Pierre Lescot mit ihren späteren Erweiterungen durch J.:i.cqucs Lcmcrcicr und Louis Le Vau, bei der die Risalite ähnlich Admont von Segmentbogen überfangen werden. Der bei Kirchenfassaden als Abschluß eines Mittelrisalits seit dem 17. Jahrhundert gelegentlich verwendete bogenförmige Giebel (z.B. Jesuitenkirche in Luzern, 1666 if.) (1098) überspannt in Admont die gesamte Fassadenbreite. Eine unmittelbare Anregung zu dieser ungewöhnlichen Lösung dürfte das 1614 - 1632 errichtete Mausoleum Kaiser Ferdinands 11. in Graz gegeben

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