Johann Gotthard Hayberger 1695-1764

Abb. 94 Vergleichbare Fassaden, wenn auch mit anderer Sockelgeschoßabfolge, haben der Leopoldinische Trakt der Wiener Hofburg (1660 - 16&1) [1090), das Palais Czernin in Prag (1669 ff.) [ 1091), das ehemalige Wiener Palais Abensberg-Traun (um 1670) [1092) und der Wiener Stadtpalast KaunitzLiechtenstein (1690 ff.) [l 093). Nahezu völlige Übereinstimmung zeigt das Hayberger-ldealprojekt hinsichtlich der Geschoßabfolgemit zwei weiteren Architekturutopien des ausgehenden 17. Jahrhunderts, dem Düsseldorfer Residenzentwurf Graf Matteo Albertis für den pfälzischen Kurfürsten Johann Wilhelm (um 1696) und vor allem dem gewaltigen Projekt F für ein Rastatter Jagdschloß des Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden von dem Wiener Architekten Domenico Egidio Rossi (1697) [1094]. Die Kenntnis und Herdrtziehung dieser Planungen von seiten Haybergers scheint auf Grund des ähnlichen Entwurfscharakters durchaus naheliegend. Die Stellung des Haybergerschen Fassadenaufrisses innerhalb der Architektur des Spätbarock beleuchtet ein Vergleich mit der 1723 - 1730 errichteten Reichskanzlei der Wiener Hofburg [1095). Sie war Teil einer geplanten Neugestaltung der gesamten kaiserlichen Burg, zu der sich Karl VI. 1723 entschloß. Das von Hildebrandt in seinen Fundamenten festgelegte Gebäude übernahm 1726 Joseph Emanuel Fischer von Erlach (1693 - 1742). Auf ihn geht der gesamte Aufbau zurück. Ähnlich Admont zeigt der Fassadenaufriß ein hohes, aber nicht verkröpftes, glatt-gebändertes Sockelgeschoß von zwei Stockwerken, ein von Kolossalpilastern gegliedertes Hauptgeschoß von ebenfalls zwei Stockwerken und ein abschließendes Mezzanin, das abweichend von Admont in eine Attikazone verlegt ist. Auch die Reichskanzlei greift damit letztlich auf das Palais Starhemberg zurück. Dem Wiener frühbarocken Fassadentypus entspricht auch die akzentlos gleichbleibende Reihung der Achsen. Sie führt dort aber, ebenso wie bei Haybergers Fassadenentwurf, nicht zu einer Monotonie und optischen Ermüdung, die Fischers Bau kennzeichnet. Bei ihm entspricht der dominierenden Hurizuntalen eine E11twerlu11g t.ler vertikalen tekto11i:,cl1e11 Glieder. Hayberger steht in der stilistischen Umsetzung der plastischen, tektonisch-straffen Fassadengliederung dem Palais Starhemberg und der spätbarocken Auffassung Hildebrandts weitaus näher als der klassizistisch-kühlen Haltung des jüngeren Fischer, der sich an Frankreich, vor allem an Jules Hardouin-Mansart (1646 - 1708) orientiert [1096). Bei Fischer von Erlach ist die Kolossalordnung nur noch aufgelegte, gitterartige Struktur - eine auf die Fläche projizierte Rastergliederung -, die mit der dahinterliegenden Wand an

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