Johann Gotthard Hayberger 1695-1764

Abb. 56 Abb. 09 - 91 Abb. 95 Abb. 93 kloster [1086]. 1717 von Donato Felice d'Allio begonnen, verbindet es in der Nachfolge der Val-de-Grace in Paris (1645 ff.) Kirche und Kloster mit einem Palast, dem Witwensitz der Kaiserin Amalie Wilhelmine. In der Einbeziehung seines offenen Ehrenhofs in die Gesamtkonzeption geht Hayberger über die ansonsten verwandten Klosterneuburger Planungen und Bauten hinaus und greift in auffälliger Weise auf den Idealplan von Bucelinus (BQ. 5) zurück, den er durchaus gekannt haben könnte. Anregend dürften aber auch die Lösungen des Wiener Piaristenkollegs und des Salesianer innenklosters gewesen sein. Abweichend von den Wiener Beispielen, der Melker Sonderlösung und den Admonter Planungen spielt der aus dem Profanbau übernommene offene Ehrenhof [1087] im Klosterbau keine Rolle. Die Geschlossenheit und strenge Systematisierung der Admonter Anlage kommt nach außen in der gleichartigen Gliederung sämtlicher Fassaden zum Ausdruck. Ihre Einteilung in eine rustizierte oder genutete Sockelzone von zwei Geschossen und drei durch eine große ionische Ordnung zusammengefaßte Obergeschosse - zwei glei hwertige Hauptgeschosse und ein einfaches Mezzanin - bedeutet eine Monumentalisierung und Streckung des um diese Zeit geläufigen Fassadenaufbaus. Fünfgeschossige Trakte, die Hayberger nicht zuletzt in Sinne einer starken Betonung der Vertikalgliederung als Gegengewicht zur Längsausdehnung einsetzt, treten in der Architektur des 18. Jahrhunderts nur selten auf. Auch in diesem Punkt geht die Hayberg r-Planung über die Dimensionen zeitgleicher Schloß- und Klosterbauten hinaus. Die unmittelbaren Voraussetzungen der Ges hoß- und Fassadengliederung finden sich im Wiener und Prager PaJastbau des 17. Jahrhunderts. Seine Fassaden zeichnen sich im Gegensatz zu denen des 18. Jahrhunderts, die einen Ausgleich zwischen vertikaler und horizontaler Bindung suchen, durch eine Betonung der vertikalen GJ iederungselemente und einen gesteigerten Höhendrang aus. Dieser manieristische Zug kam der Auffassung Haybergers sehr entgegen und ist auch für die Struktur seiner um 17 57 entworfenen Fassade des Steyrer Rathauses kennzei hnend [ 1088]. Ein unmittelbares Vorbild Haybergers dürfte die Fassade des 1661 begonnenen Palais Starhemberg in Wien sein [ l 089], deren Struktur mit dem Admonter Fassadenaufbau nahezu identisch ist. Von dort ist auch das altertümliche Motiv zweier gleichwertiger Hauptgeschosse übernommen, das vor allem den Wiener Palastbau des 17, Jahrhunderts kennzeichnet.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2