An der Ostfassade des Bibliothekspavillons ist die Ordnung der vom Gebäudesockel aufsteigenden Kolossalpilaster, wie sie alle äußeren Fronten der Stiftsanlage mit Ausnahme des Konventtrakts zeigen, fortgeführt. ·Die Fenster, von denen die der Mittelachse gekuppelt sind, bilden wie an der Westfassade Bahnen, die· aber jetzt aus· reicheren Rahmen -zusammengesetzt sind und überdies durch Brüstungen unter·den Erdgeschoßfenstem mit dem Sockel des Gebäudes verbunden sind. Auf diese Weise erreichen sie eine größere Unabhängigkeit vom Wandgrund als die Fenster der Westfassade. Ungeschickt ist aber die von aufgesetzten Vasen nur notdürftig kaschierte Leere zwischen den obersten Fenstern und dem Architrav. Angesichts des kräftigen Wechselspiels zwischen den Kapitellen und Fensterbedachungen an den flankierenden Trakten, wirkt die Fassade trotz ihrer im einzelnen reichen Formen schwächlich und will sich in den Gesamtzusammenhang der Außenfronten des Stifls nicht recht einfügen. 2. Die Baugeschichte Als der Ostteil des Südtrakts und die ersten südlichen Achsen des Bibliothekstrakts 1729 im Rohbau vollendet waren, errichtete der Polier Jakob Steinhuber ab 1729 nach den Plänen Prandtauers die Substruktionen des noch fehlenden Gebäudeflügels zwischen dem Dekanat im Norden und dem Kleinen Tafelzimmer im Süden 1563 • Ebenfalls noch unter Propst Johann Baptist Födermayr, der 1732 starb, wurde der vor der südlichen Ostfront des Stifts liegende sogenannte Schießstattgarten angelegt 1564 • Die südliche Stützmauer des Gartens wurde dagegen erst 1736 von Steinhuber errichtet 1 565 • Im folgenden Jahr ließ Propst Johann Georg Wiesmayr das Neue Stöckl nächst dem kleinen Tafelzimmer-Privet 1566 bis an die neue Bibliothek unter das Dach führen 1567 • Aus der Wendung bis an die neue Bibliothek ist nicht der Schluß zu ziehen, daß die Bibliothek schon stand; vielmehr ist der künftig zu erbauende Bibliothekspavillon gemeint. 17 40 folgte das Neue Stöckl vom Dekanat bis an die neue Bibliothek 1568 • Als Lücke im Geviert der Stiflsanlage klaffte jetzt nur noch der Bauplatz des Bibliothekspavillons. Ehe daran gegangen wurde, sie zu schließen, sorgte der Propst für die bauliche Vollendung der beiden »Neuen Stöckl«. Insbesondere war der Bildhauer Leonhard Sattler damit beschäftigt, die Pilasterkapitelle und den Zierat an den Fensterbedachungen der Außenfronten zu hauen 1569 • Die Vorbereitungen für den Bau des Bibliothekspavillons begannen indessen schon 1741 mit der Lieferung von eichenem Bauholz 1570 • Außerdem lieferte der Steinmetzmeister Philipp Rämblmayr 34 große Stück (Stein) zu denen Bibliotheksdachfenstern gehörig1571 • Da die Stücke nicht mit den vier schlichten Lukarnen der zwei »Neuen Stödtl« in Verbindung gebracht werden können, ist zu folgern, daß es sich tatsächlich um die Steine für die Bibliotheksdachfenster nach dem Plan Prandtauers handelte. Am 9. Mai 1744 wurde der Baumeister Gotthard Hayberger aus Steyr wegen Aufführung der neuen Bibliothek nach St. Florian berufen, weil der Propst zu dem angefangenen neuen Bibliotheksbau sicher gehen wollte 1572 • Wenig später, am I. Juni 1744, erhielt der Linzer Steinmetzmeister Johann Michael Herstorfer den Posten eines Inspektors der Steinmetzarbeiten, weil Propst Wiesmayr bei letzteren Polieren schlechten Arbeitsfleiß und Nachsehen in der Steinmetzhütte verspürt hatte 1573 • Ebenfalls 1744 schaffte der Bildhauer Leonhard Sattler die Kapitellstücke für die Bibliothek nach St. Florian 1574 • Für die Ausarbeitung der
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