Für die Zuschreibung des Entwurfs ist nicht die Architektur der Wände, sondern die Architekturmalerei der Decke maßgebend, da der Plan offensichtlich von einem Maler und nicht von einem Baumeister herrührt. Die Scheinarchitektur des Plans setzt sich aus einer »unteren« und auf Grund ihrer naturalistischen Farbigkeit vom Betrachter als irdisch aufzufassenden Balustradenzone und einer sich »darüber erhebenden«, in ätherischen Goldtönen gehaltenen himmlischen Zone zusammen. Dieses Scheinarchitektursystem wurde in Osterreich vor allem von Gaetano Fanti verbreitet und taucht erstmals 1716 am Deckenfresko des Marmorsaals im Unteren Belvedere in Wien auf. Unmittelbar mit dem Florianer Entwurf verwandt ist indessen die Architekturmalerei im westlichen Gewölbefresko des Presbyteriums .in der Stiftskirche von Spital am Pyhrn. Bezüglich mancher Details, insbesondere der »himmlischen« Architektur reicht die Verwandtschaft sogar bis zur Wiederholung. Die Fresken in Spital entstanden 17371739 von der Hand Bartolomeo Altomontes, der des öfteren mit Fanti zusammenarbeitete 1538 • Im Vertrag mit Altomonte, der sich stets eines eigenen Malers für die Scheinarchitektur bediente, ist der Name des Architekturmalers nicht genannt. Er tritt nur als untergeordneter Herr Kompagnon in Erscheinung. Da aber Altomonte zwischen 1739 und 1741 zusammen mit dem Architekturmaler Francesco Messenta die Kuppel der Stiftskirche in Wilhering bemalte und das dort verwandte Architektursd1ema mit dem in Spital weitgehend übereinstimmt, muß angenommen werden, daß die Spitaler Architekturmalerei ebenfalls von Messenta stammt 1m. Die Autorschaft Messentas an dem Wilheringer Fresko ist jedoch archivalisch nicht belegbar, sondern wird mit einer alten Haustradition begründet, die schriftlich bis in das frühe 19. Jahrhundert zurüdu-eicht 1540 • Durch die Tatsache aber, daß Altomonte in einem Brief vom 10. Februar 1742 an den Abt von Admont, in dem es um die Freskierung der dortigen Bibliothek ging, E~pfehlungen von Herrn Messenta ausrid1tet 1541 , ist die Zuschreibung der Architekturmalerei in Wilhering an Messenta durchaus nid1t aus der Luft gegriffen. Es läßt sich aber auch ohne die Zuhilfenahme des Wilheringer Freskos die Autorschaft Messentas an der Architekturmalerei in Spital am Pyhrn nachweisen. Den Schlüssel hierzu bietet der große Entwurf für das Spitaler Apsisfresko, der sich ehemals in der graphischen Sammlung des Stifts St. Florian befand 1542 • Der Entwurf wird pauschal Bartolomeo Altomonte zugeschrieben 1543 , obgleich eine Zuschreibung an Altomonte nur für die figürliche Szenerie berechtigt ist. Der großartige Architekturprospekt, der die reale Architektur der Stiftskirche fortsetzt, konnte nur von einem geübten Architekturmaler entworfen werden, der zudem besondere Fähigkeiten bei der Dekorierung von Innenräumen besitzen mußte. Die Stiftskirche von Spital ist ein Werk des Linzer Architekten Johann Michael Pnmner, der auch in seiner Dreifaltigkeitskapelle zu Stadl-Paura bei Lambach die Innendekoration einem anderen überließ: Francesco Messenta 1544 • In StadlPaura hatte Messenta ebenfalls hinter den Altären perspektivische Säulenarchitekturen gemalt und sogar reale Durchbrüche in der Wand geschaffen. Ferner wurden die marmornen Altäre der Dreifaltigkeitskapelle nach Entwürfen Messentas hergestellt 1545 ; sie bilden sichtlich die Vorbilder für den Hochaltar der Stiftskirche in Spital, wie ihn der ehemals in St. Florian verwahrte Entwurf für die Apsisdekoration wiedergibt 1546 • Messenta ist also hinreichend als Autor der Architekturmalerei in Spital erwiesen. Die enge Verwandtschaft der Architektur auf dem vorderen Chorgewölbe mit der des Entwurfs für den Florianer Bibliothekssaal und die Tatsache, daß Messenta Innendekorateur hervorragender Kir-
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