Johann Gotthard Hayberger 1695-1764

stimmend ist auch die grundsätzliche Anlage der Treppenhäuser und der Gänge in beiden Bauten. Endlich ist der Florianer wie der Garstener Pavillon von einem Dach bedeckt, das die Dächer der seitlichen Trakte nicht überragt. Aus der Bauzeit des Garstener Schwesterbaus in den Jahren 1715-1718 ist jedoch nicht der Schluß zu ziehen, Prandtauer habe in St. Florian auf die Garstener Lösung zurückgegriffen. Es ist im Gegenteil viel wahrscheinlicher, daß der Baumeister die Form und Disposition des Typs für St. Florian entwickelt hatte. Hier nämlich war es sinnvoll, das Treppenhaus des Westtrakts am Osttrakt zu wiederholen, um auf diese Weise den Pavillon des Marmorsaals im Südtrakt von zwei Treppenhäusern einfassen zu lassen. Die symmetrische Einklammerung eines Saals von zwei entfernten, und über Eck gelegenen Treppenhäusern ist ein Einfall Prandtauers, der sich in seinen Plänen für Klosterneuburg und Herzogenburg wiederfindet, und der auch Eingang in die Planung von Göttweig und Seitenstetten gefunden hat. Ebenso kann die in Garsten und St. Florian gleich geplante Dachbildung nur aus der Florianer Situation erklärt werden: Der Bau sollte sich möglichst an den des gegenüberliegenden Treppenhauses angleichen und die Hauptrolle des Marmorsaalpavillons, der sich mit Nachdruck über die Dächer der Flügel erhebt, bei der Repräsentation der Stiftsanlage nach außen nicht gefährden. Es ist also wahrscheinlich, daß die Planung des Bibliothekspavillons in der Form, wie sie sich auf dem Grundriß von 1716 präsentiert, mit derjenigen unter Propst Franz Claudius Kröll in den Grundzügen übereinstimmt und auf die ersten Pläne Prandtauers von 1710 zurüdcgeht. b) Die Planung nach Abschluß der Bausaison von 1717 Die Grundrisse der Stiftsanlage, die Prandtauer nach Abschluß der Bausaison von 1717 vorlegte, sind verloren gegangen 1517 • Aus den im gleichen Jahr entstandenen Ansichten der Stiftsanlage kann jedoch geschlossen werden, daß am Bibliothekspavillon keine erheblichen Anderungen gegenüber den Plänen von 1716 vorgenommen wurden 1518 • Der große Mittelbogen der Westfassade und damit die Anlage eines bis in das zweite Obergeschoß führenden Treppenhauses blieb erhalten. Die Ostfassade scheint jedoch dahingehend abgeändert worden zu sein, daß die Mittelachse, die nach der Planung von 1716 gekuppelte Fenster aufwies, in zwei einfache Achsen aufgelöst wurde, so daß der Risalit nach. Osten statt sieben, acht Achsen zeigte. Diese Anderung wurde wohl deshalb vorgenommen, weil sonst die gekuppelten Fenster im Erdgeschoß, so wie das am heutigen Bau der Fall ist, unproportioniert gewirkt hätten. c) Die Planung im Jahre 1718 Abb. 5053 Abb. 76 Abb. 77 Abb. 85, 86 Die 1717 entstandenen Klosterpläne Prandtauers blieben bezüglich. der Bibliothek nicht lange gültig. Die Ansicht der Stiftsanlage auf einem Stich. von 1728 Abb. 82 zeigt die Bibliothek von Westen mit einer neuen Fassade. Da die Vorlagen für den Stich sch.on 172 3/ 24 gezeichnet wurden, muß die Planänderung vor diesen Termin datiert werden 1519 • Ein 1743 entstandenes Aquarell zeigt die Bibliothek Abb. 57 mit der gleichen Fassade wie der Stich, so daß erwiesen ist, daß der Bau in dieser Form bis kurz vor Baubeginn projektiert war und folglich. Prandtauers letzten Plan darstellt 1520 • Da das Aquarell, das übrigens die gesamte Stiftsanlage aus einem ganz ähnlichen Blickwinkel wie der Stich von 1728 wiedergibt, aller

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2