Johann Gotthard Hayberger 1695-1764

b) Die Planung nach Abschluß der Bausaison von 1717 Nach Abschluß der Bausaison von 1717 legte Prandtauer neue Risse vor, die Abb. 50- aber nicht erhalten sind 1304 • Die Stiftsansichten von 1717, die die Planung wider5 3 spiegeln, geben über die innere Austeilung des Trakts keine Auskunfl:. Wichtig aber ist, daß sie den Saalpavillon von außen so zeigen, wie er tatsächlich gebaut wurde 1385 • Das Innere des Saals scheint aber damals noch nicht ganz festgestanden zu haben, denn 1718 wurde Prandtauer für neu gemachte Risse zum großen Saal bezahlt 1 306 • Das Datum 1718 bedeutet für den Saal jedoch endgültig das Ende der Planungsgeschichte, denn in diesem Jahr wurde mit dem Bau seiner westlichen Mauer begonnen 1307 • Worin der Unterschied zwischen der vorletzten Planung von 1717 und der endgültigen von 1718 liegt, lehrt ein Blick auf die 1751 entstandene Abb. 46 große Schaukarte mit den Grundrissen der gesamten Stiftsanlage 1308 • Diese Karte ließ Propst Johann Georg Wiesmayr nach der Vollendung des Stifts von dem Ingenieur Carl Anselm Heiß herstellen; sie sollte das fertige Stift in repräsentativer Form vor Augen führen. In Wahrheit stellen die Grundrisse das Stift in mancher Hinsicht anders dar, als es gebaut wurde. Insbesondere bei der Bibliothek gibt es starke Abweichungen, und zwar in allen drei Geschossen 1309 • Die DarstelAbb. 65- lung des Saals weicht dagegen nur im zweiten Obergesd1oß vom ausgeführten 67 Bau ab. Da nicht angenommen werden kann, Heiß habe es bei der Abfassung der Risse an der notwendigen Sorgfalt fehlen lassen, muß der Schluß gezogen werden, daß er ältere Pläne als Vorlagen benutzte, die nicht in allen Punkten verwirklicht worden waren. Ein genauer Vergleich der Heißsehen Pläne mit dem ausgeführten Bau führt aber zu dem überraschenden Ergebnis, daß, von unbedeutenden Ausnahmen abgesehen, nur die Darstellung des Saal- und des Bibliothekspavillons vom tatsächlichen Baubestand abweicht. Da der Bibliothekspavillon 1744-1747 nach Plänen Gotthard Haybergers errichtet wurde 1310 , ist zu folgern, daß die Risse von 1751 auf Plänen Prandtauers fußen. Wenn aber auf dem Grundriß des zweiten Obergeschosses der 171 8 begonnene Saal sich in anderer Form darstellt als er es in Wirklichkeit tut, muß der weitere Schluß gezogen werden, daß Heiß einen Plan benützte, der vor 1718 entstanden war. Die Datierung der Vorlage fällt nun von selbst auf 1717. Daß von Heiß nicht etwa die Risse von 1716 herangezogen wurden, verrät die Disposition der Räume östlich des Saals, die 1716 anders angelegt werden sollten als es der Plan von 1751 und der Baubestand zeigen. Keineswegs erwiesen ist es aber, daß auch im Falle des Erdgeschosses und des ersten Obergeschosses die Pläne von 1717 kopiert wurdei:i.. Im Gegenteil! Eine genaue Untersuchung der Heißsehen Pläne zeigt, daß beim Bibliothekspavillon Parterre und erstes Obergeschoß übereinstimmen, während der Grundriß des zweiten Obergeschosses sich nid1t dazu fügt 1311 • Nach welchen Rissen der Geometer 1751 bezüglich des Erdgeschosses und des ersten Obergeschosses arbeitete, verrät eine Notiz des Propstes Johann Georg Wiesmayr. Sie besagt, daß im Jahre 1740 der Polier Jakob Steinhuber und sein Sohn Michael zwei Hauptgrundrisse des Stifts her~tellten, weil die älteren Pläne teils nur stückweise, teils gar nicht vorhanden gewesen seien 1312 • Aller Wahrscheinlichkeit nach handelte es sich bei den beiden neu gezeichneten Plänen um Neufassungen der stärker benutzten Grundrisse des Parterres und des ersten Obergeschosses von 1717, wobei selbstverständlich vorauszusetzen ist, daß der Polier Steinhuber die Änderungen Prandtauers von 1718, die nicht nur den Saal, sondern auch die Bibliothek betrafen 1313 , berücksichtigte. Mit anderen Worten, Heiß verwandte 1751 für die

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