Johann Gotthard Hayberger 1695-1764

Die Abweichungen des ausgeführten Baus von den Plänen des Jahres 1716 Abb. 45, betreffen zunächst den dreifenstrigen Raum im Erdgeschoß westlich des Saal- 47 pavillons: er besitzt nicht die 1716 vorgesehenen zwei Freipfeiler, die das Gewölbe stützen sollten. Sein ursprünglicher Zweck kann leicht ermittelt werden, obwohl die Legende zu dem Erdgeschoßriß von 1716 verloren gegangen ist. Der Grundriß zeigt nämlich neun kleine quadratische Löcher im Fußboden, die durch Kanäle miteinander verbunden sind. Die Kanäle münden in einem Hauptkanal, der, wie der Kellergrundriß zeigt, von einer kleinen Kammer ausgeht, die fast Abb. 44 vollständig von einem großen Heizofen ausgefüllt wird. In diese Heizkammer führt vom Erdgeschoß eine Tireppe, deren Reste im Keller noch heute zu sehen sind 1300 • Der dreifenstrige Raum im Erdgeschoß sollte also eine Warmluftheizung erhalten. Da er ferner eine Türe zum Prälatengarten besitzen sollte 1301 , ist seine Bestimmung als überwinterungsort für Pflanzen offenkundig. Für die Wendeltreppe in dem östlich an diese »Orangerie« anschließenden Raum waren nach dem Plan von 1716 Fenster zum Gang vorgesehen; außerdem war beabsichtigt, die Treppe bis in den Keller hinabzuführen. Die heutige Wendeltreppe besitzt keine Fenster und verbindet nur das Erdgeschoß mit den beiden Obergeschossen 1382 • Der Erdgeschoßgrundriß des Saalpavillons, der die unter dem Saal gelegene Sala terrena, aber auch die Gliederung der Außenwand wiedergibt, stimmt mit Abb. 64 dem ausgeführten Bau weitgehend überein. Ausnahmen bilden nur die beiden Seitenkompartimente der Sala terrena, die auf dem Plan statt der Gartentüren Fenster zeigen, und die Nordwand des Gartensaals, die keine Fenster zum Gang aufweist. Die Konstruktion des Gewölbes der Sala terrena ist auf dem Grundriß die gleiche wie am ausgeführten Bau, doch sind die stuckierten Doppelgurten, die von den Mauerpfeilern ausgehen, nicht eingezeichnet. Eine im Vergleich zum heutigen Bestand ganz andere Raumdisposition weist dagegen der Plan von 1716 hinsichtlich desjenigen Teils des Südtrakts auf, der Abb. 45 östlich des Saalpavillons liegt. Statt des heute unmittelbar auf den Saalbau folgenden, hinter zwei Fensterachsen liegenden Treppenhauses und der beiden Abb. 47 anschließenden Räume, die sich wiederum hinter insgsamt drei Fensterachsen erstrecken, zeigt der Grundriß zunächst zwei Nebenräume der Küche, die analog den Nebenräumen der ehemaligen, damals aber noch in Betrieb befindlichen Küche im Westtrakt, nicht nebeneinander, sondern hintereinander liegen und eine Breite von zwei Fensterachsen einnehmen. Auf diese Räume folgt dann auf dem Plan die dreifenstrige Prälatenküche. Den Rest des Südtrakts, den im Erdgeschoß des ausgeführten Baus die drei Fensterachsen lange Prälatenküche einnimmt, sollte nach dem Plan von 1716 die einfenstrige Küchentreppe 1383 und ein nicht näher z.u bestimmender zwei Pensterachsen langer Raum ausfüllen. Entsprechend anders hätte nach den Plänen von 1716 die Disposition des ersten Obergeschosses ausgesehen. Obgleich der Grundriß des ersten Obergeschosses verloren gegangen ist, kann doch aus dem Erdgeschoßgrundriß abgelesen werden, daß östlich des Saals ein zweifenstriges kleines und sodann ein dreifenstriges großes Tafelzimmer vorgesehen war, auf das die einfenstrige Küchentreppe und die zweifenstrige Tafeldeckerei folgen sollten. Der heutige Bau zeigt stattdessen im ersten Obergeschoß östlich des Saals zunächst die Saaltreppe, die zugleich als Küchentreppe dient, Abb. 48 dann die zweifenstrige Tafeldeckerei, auf die schließlich das Große Tafelzimmer mit vier südlichen und zwei östlichen Fenstern folgt. Das Kleine Tafelzimmer, das an das Große grenzt, liegt zum Teil bereits im Osttrakt.

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