Weise mit den Bibliotheksplänen Prandtauers geschah. Dabei dürften den als sparsa~ bekannten Propst vor allem finanzielle Überlegungen geleitet haben. Eine wichtige Veränderung des Prandtauerschen Plans liegt zunächst in der Abb. 22 Einschränkung des Figurenschmucks. Von den vier großen Statuen, die Prandtauer zwischen den Säulen aufstellen wollte, bleiben nur der Hl. Augustinus und der Hl. Florian übrig, die überdies schon an der Carloneschen Fassade vorhanden waren. Die kleineren Plastiken über den Bedachungen des mittleren Portals und Fensters fallen ganz fort. Erhalten bleibt dagegen die Gruppe der Hl. Dreifaltigkeit, die nach dem älteren Plan auf der Balustrade über der Stirnwand des Bauwerks angebracht werden sollte. Der neue Entwurf ersetzt aber die vier die Trinität flankierenden Figuren durch zwei Engelsgenien. Eine weitere Abänderung, die mit der Neufassung des Figurenensembles zusammenhängt, betrifft die Verlegung der Fenster an den Schrägwänden zwischen Vorbau und Kirchenfassade an die Stelle, wo vorher die Figuren stehen sollten. Dadurch war die Möglichkeit gegeben, die Fenster der Carloneschen Fassade durch die Schrägwände einfach fortzusetzen, was das Brechen neuer Fensteröffnungen in die Fassade überflüssig machte. Entsprechend sollten die Figuren der Hll. Augustinus und Florian in Nischen über den Fenstern stehen, wie sie es schon an der Fassade Carlones taten. Die künstlerisch einschneidendste Redaktion des Prandtauerschen Plans bedeutet aber der Ersatz des Kuppeldachs durch ein flaches Dach, das von einer Attika verdeckt wird. Die Attika ruht dabei konsequenterweise auf einem Gebälk, dessen Kranzgesims um die ganze Architektur herumgeführt ist und nicht wie auf Prandtauers Plan durch Balustraden unterbrochen wird. Über dem Wandfeld mit dem Mittelportal wölbt sich das Kranzgesims und mit ihm die Attika segmentbogenförmig auf und antwortet damit dem Giebel der Kirchenfassade. Da diese Aufwölbung nur über der Stirnwand des Vorbaus erscheint und zudem durch zwei flankierende Voluten von der angrenzenden Attikamauer abgesetzt wird, verliert der Vorbau vollends den ehemaligen, insbesondere durch das Kuppeldach bewirkten Charakter eines vor die Fassade gestellten Zentralbaus. Vielmehr ordnet sich das Gebäude jetzt der Kirchenfassade unter, indem er eine Schauseite ausbildet, die ganz auf die Fassade bezogen ist. Die geschilderte Umarbeitung des Prandtauerschen Entwurfs nahm vermutlich Gotthard Hayberger vor. Darauf deutet zunäd1st die Tatsache, daß der Architekt in ähnlicher Weise die Florianer Bibliothekspläne Prandtauers abänderte. Nicht zuletzt aber weist die Form der Tür- und Fensterbedachungen des Entwurfs auf ihn als Ard1itekten. Haybergers Plan wurde jedoch so wenig wie Prandtauers Entwurf verwirklicht. Das Portal der Kirche blieb bis in die 7oer Jahre des 18. Jahrhunderts unausgeführt, um schließlich die heutige, überaus dürftige Abb. 20 Marmorumrahmung zu erhalten. Die Idee des Portalvorbaus hat in Österreich nur wenig Verbreitung gefunden. Prandtauer ist der Gedanke sonst ebenso fremd wie Fischer von Erlach und anderen führenden österreichischen Baumeistern 581 • Nur Johann Lukas v. Hildebrandt verwandte den Eingangsbau in sehr viel schlichterer Weise als rechteckigen und dreitürigen Baukörper mit einer an die Fassade angelehnten Dachhaube bei der 1714-1716 erbauten Pfarrkird1e von Pottendorf in Niederösterreich. In Kremsmünster errichtete Carlone 1705 einen Portalvorbau, der aber mit dem Prandtauerschen Plan noch weniger als der Bau Hildebrandt verglichen werden kann, da er als offene, von zwei Säulen getragene kleine Halle mit darübergelegenem Altan gebildet ist 582 • Ebensowenig lassen sich auch die offenen Altan-
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