or1an 9. Jakob Prandtauers Plan für einen Portalvorbau Die leere Nüchternheit der Carloneschen Fassade ließ schon kurz nach der Fertigstellung der Stiftskirche den Plan entstehen, dem unbefriedigenden Zustand mit einem reichen Portalvorbau abzuhelfen. Die Annahme, daß schon Carlo Antonio Carlone den Plan hatte, etwas ähnliches zu errichten, ist nach den oben beschriebenen Strukturprinzipien der Fassade völlig abwegig 571 ; sie beruht auf einer Ansicht des Stifl:s, die fälschlicherweise vor 1708 datiert wurde und die eine Vestibülarchitektur zeigt, die Ahnlichkeit mit der 1705 von Carlone errichte- Abb. 54 ten »Altane« an der Fassade der Stiftskirche von Kremsmünster besitzt. In Wirklichkeit stammt der Stich aber aus der Zeit nach 1718 und kann folglich nur den - allerdings ziemlich willkürlich wiedergegebenen - Plan des neuen Stifl:sbaumeisters Jakob Prandtauer für das Gebäude darstellen 572 • Im übrigen zeigen zwei Ansichten von 1707 uud 1716 die Stiftskirche noch ohne diese Bereicherung, so daß es Abb. 5 5 ausgeschlossen ist, das Vorhaben vor 1716 zu datieren 573 • Der Beginn der Planung liegt wahrscheinlich im Spätsommer des Jahres 1716. Ende Oktober dieses Jahres erhielt bereits der Architekturbildhauer Giovanni Battista Bianco Geld für eine Reise in den niederösterreichischen Steinbruch Eggenburg, wo er Werkstücke für das »Kirchenportal« brechen lassen sollte574 • Im Mai des folgenden Jahres wurde Jakob Prandtauer für ein Modell des »Kirchenportals« bezahlt, um 171 8 abermals für ein derartiges Modell Geld zu erhalten 575 • Die Steine für den Portalvorbau wurden seit 1716 in Eggenburg gebrochen; darunter befanden sich Teile
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