Johann Gotthard Hayberger 1695-1764

mauem, wie er sich in seiner originellen Rechtschreibung ausdrückt. Das muß auch geschehen sein, doch zu Anfang Mai 1741 starb er. Sein Tod brachte allerdings kaum eine Unterbrechung der Bauarbeiten, denn am 20. Mai machte sich Gotthard Hayberger aus Steyr erbötig, den Stiftsbau weiterzuführen, und erhielt auch prompt den Auftrag. Mitte Juni war die Stiege im Tieferdgeschoß bereits vollendet und im Bereich des Erdgeschosses begonnen. Da verfiel man auf die Idee, die 1736-39 erbaute Göttweiger Kaiserstiege nachzuahmen oder gar zu überbieten. Man zog Paul Troger, der dort das Deckenfresko gemalt hatte, zu Rate, der jedoch darauf hinwies, daß die Göttweiger Stiege im Erdgeschoß zweiarmig beginne, die Seitenstettener Stiege aber bereits einarmig begonnen worden sei. Immerhin zeichnete Hayberger einen neuen Plan, der vielleicht mit einem noch vorhandenen Aufriß identisch ist und im wesentlichen der heutigen Abteistiege entspricht. Es fehlen nur die Nischen in den Wänden, doch wurden auch diese nach dem Göttweiger Vorbild bald eingeplant. Vorerst stoppte aber der Österreichische Erbfolgekrieg mit dem Einfall der Baiern und Franzosen im Oktober 1741 die Bautätigkeit. Erst 1743 wurde sie wieder energisch aufgenommen. Vier Steinmetzen aus Steyr und Waidhofen bearbeiteten die Stufen und Fenster aus einheimischem Sandstein, der im Stiftswald gebrochen wurde. Das massive Bandwerk des Stiegengeländers und die Postamente für die Laternen lieferte der Eggenburger Steinmetz Ferdinand Steinböck um 343 Gulden 28 Kreuzer. Franz Kirschner aus St. Pölten schuf 1743 und 1744 einen Teil der vorzüglichen Stukkaturen. Für das Deckenfresko wollte man Daniel Gran gewinnen, doch er fand diesen Auftrag unter seiner Würde. So malte Bartolomeo Altomonte das Fresko im Frühsommer 1744 um 100 Dukaten. Wie in Göttweig war ein Triumphmotiv das Thema, aber nicht der Triumph des Kaisers in der Gestalt des Apollo, sondern der Triumph des Ordensvaters Denediktus. Wenn es schon kein Kaiserstift war, so wollte Seitenstetten dem Besucher gleich bei seinem Eintritt doch wenigstens zeigen, daß es ein Benediktinerstift sei. Die Allegorie der vier Erdteile, die den zum Himmel fahrenden Ordensvater umgeben, gehen auf die lconologia des Cesare Ripa zurück. Wie sich die vier Erdteile zur Ehre St. Benedikts einstellen, so sollen die allegorischen Putti des Stukkateurs an den Gewölbeansätzen zeigen, was die vier Elemente zur Ehre des Heiligen bieten. 1745/46 schuf der Schlossermeister Johann Adam Khün aus Stein an der Donau das prächtige Stiegengitter, und 1753 lieferte er auch die kunstvollen Laternen. 1775 ließ P. Joseph Schaukegl die Wandnischen, wieder nach Göttweiger Vorbild, mit Vasen und den Allegorien der vier Jahrszeiten versehen und den Raum mit grüner Erde färbeln. Außerdem wurden damals die Stukkaturen durch Gottfried oder Franz Kirschner und seinem Sohn ergänzt. In diesem Zustand blieb die Abteistiege bis zur letzten Renovierung im Jahre 1986, bei der man die, Farbgebung des Raumes vor 1775 wieder herstellen wollte, was freilich nach den Änderungen des Jahres 1775 nicht mehr konsequent gelingen konnte. Lit.: P. BENEDIKT WAGNER - HERßEHT FASCHING, Stift Seitenstetten und seine Kunstschätze (in Druck). - P. BENEDIKT WAGNEn, Die Abteistiege zu Seitenstetten. Aus der Geschichte eines Raumes. Seitenstettener Pfarrbrief XIV/2 (April 1987) VI, 1-17. - P. BENEDIKT WAGNER, Stift Seitenstetten. Schnell, Kunstführer Nr. 662 ('1982) 19. - JOHANN KRONBICHLER, Thomas Friedrich Gedons Arbeiten im Dom von St. Pölten. Hippolytus NF 4 (1983) 38-52 (über Daniel Gran und die Abteistiege Seitenstellens). - P. GREGOn M. LECHNER, Der hl. Benedikt in der Ikonographie. Ausstellungskatalog 1500 Jahre St. Benedikt Patron Europas (Salzburg 1980) 21-45, besonders der 6. Abschnitt: Das Triumphmotiv, 40-43. - WEJCHESMÜLLEll, Schaukegl 443. - VOLKER LllrZ, St. Pöltner Stukkateure der Barockzeit. Mitteilungsblatt des Kulturamtes der Stadt St. Pölten 14 (1965) Folge 7. - BRIGITTE HEINZL, Bartolomeo Altomonte (1964) Abb. 21f. - O-D 258f. - Fnm: HnOMATKA, Johann Adam Kühn. Der Meister des Gitters in Seitenstetten. U. H. 10 (1937) l. Heft, 24-29. Quellen: Die Quellenangaben bei Wagner, Abteistiege; dazu noch zwei Briefe des Kämmerers P. Gerhard Hayder an Abt Paul de Vilsch vom 18. Juni und 6. Juli 1741 (Paul Troger und die Abteistiege Seilenstellens) im Stiftsarchiv Seitenstetten, Karton 33B, Fasz. Kunst, Commune.

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