Johann Gotthard Hayberger 1695-1764

P. Benedikt Wagner, OSB DER PROMULGATIONSSAAL Er hat seinen Namen von der Promulgation, der Verkündigung der Vorzugsschüler mit Verteilung von Buchprämien an die besten Schüler der Unterstufe im Rahmen der Schulschlußfeier, die das Stiftsgymnasium jährlich in diesem Saal hält. Hauptsächlich dient er als Festsaal für das Gymnasium und wurde deshalb auch erst 1814 eingerichtet, als die Stiftsschule das Öffentlichkeitsrecht erhielt und einen raschen Aufschwung nahm. Wegen seiner vorzüglichen Akustik wird er auch für größere Musikveranstaltungen verwendet. Joseph Munggenast plante über der Torhalle einen fünfachsigen Festsaal, der jedoch den Gang auf der Hofseite ausgespart hätte. Dem Grundriß nach glich er dem Sommerrefektorium, doch sollte er yom ersten in den zweiten Stock hineinragen. Der Saal hätte also nur nach Westen Fenster erhalten, doch waren außer dem Portal vom Gang her noch Türen von beiden Schmalseiten in die Nebenräume vorgesehen. Gegenüber den Fenstern hätte die Wand Platz für große Gemälde geboten, und es ist denkbar, daß Abt Paul De Vitsch 1735 die vier großen Bilder vom Verlorenen Sohn und die Querbilder mit dem Thema: Der zwölfjährige Jesus bei den Schriftgelehrten und: Jesus bei Nikodemus von Paul Troger vorsorglich malen ließ, um sie später für diesen Saal zu verwenden. Sie haben alle lehrhaften Charakter, und wenn sie der Abt wirklich für diesen Saal bestimmt hätte, wiirde sich daraus ergeben, daß er bereits damals der Schule dienen sollte. Nach Munggenasts Tod änderte Hayberger den Plan einschneidend. Er hat jetzt nur mehr drei Fensterachsen, bezieht jedoch den Gang mit ein und erhält daher von zwei Seiten durch überhohe Fenster das Licht. Das gibt ihm eine monumentale Wirkung, ist aber sehr unpraktisch, weil er den Gang im zweiten Stock unterbricht. Als nun 1745 der Bau des Saales schon begonnen hatte, kamen dem Abt Bedenken, und er ließ Franz Munggenast einen neuen Plan zeichnen, der den Gang wieder aussparte. Es wäre ein großartiger Kuppelsaal geworden, aber für Seitenstetten viel zu teuer. So wurde doch Haybergers Plan ausgeführt. Er sah zu beiden Seiten wie im Abteisaal auch Kamine vor. Doch starb Abt Paul de Vitsch, als man gerade die Sockel der Lisenen mit Marmor verkleidet hatte, und der Saal blieb bis 1814 im Rohbau stehen. Für die damalige Lateinschule mit etwa zwanzig Schülern wäre er ja doch zu groß gewesen, und eine andere Verwendung hatte man nicht. Als man ihn 1814 dann doch fertigstellte, gab der Klassizismus mit seinem ausgeprägten Sinn für die monumentale Wirkung leerer Wände den Ton an. Die Kamine und Nebeneingänge wurden daher zugemauert. Die Wände, Pilaster, Gesimse und Friese wurden in dezenten Rosa-, Grau- und Violettönen marmoriert, die Decke schmückte man mit einer riesigen Rosette in Rosa auf zartgrünem Feld, alles in Seccotechnik geschmackvoll ausgeführt, aber ohne die Leuchtkraft eines Freskos und den Glanz des Stuckmarmors. Trotzdem wiißten wir gerne, welchem Maler dieses Werk zuzuschreiben ist. Die Kämmereirechnung enthält zwar vom Sommer 1814 bis zum Sommer 1816 laufend hohe Beträge für einen Zimmermaler Bichler oder Pichler aus Steyr, der hier zeitweise sogar mit drei Gehilfen gearbeitet hat. Er malte 1814 in mehreren Räumen der Winterabtei, erhielt 1815 auf Rechnung des Saales einen Teilbetrag von 100 Gulden

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