Abb. 100 präsentiert, kann für die weitere Entwicklung der Klosterbibliothekssäle gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Während sich der Kuppelraum der kaiserlichen Hofbibliothek für die Konzeption eines großen mehrgeschossigen Bibliothekssaales kaum auf eine Klosterbibliothek anwenden ließ, wären die Melker und Zwettler Lösung ohne weiteres auf Admont übertragbar gewesen. Der von Hayberger konzipierte Raum schließt sich dagegen an die Bibliothekssäle schwäbischer Klosterbauten an, deren charakteristisches Merkmal nach Adriani die von freistehenden Säulen getragene Galerie ist [1133]. Vor allem ist die Kenntnis Ottobeurens anzunehmen, folgt doch die Admonter Bibliothek sowohl beim Raumtyp als auch in der formalen Durchbildung der dortigen Klosterbibliothek [ 1134]. Dieser 1715 - 1718 entstandene Raum [1135] wird von einer über korinthischen Säulen eckig-verkröpften Galerie zusammengefaßt, deren Aufbau der Säulengalerie Haybergers nahesteht. Verwandt ist auch die Einbeziehung der Repositorien in die Architektur des Innenraumes. Es handelt sich beidesmal um Büchergestelle, die nur lose mit der Architektur verbunden sind. Während sie sich in Ottobeuren zumindest im Untergeschoß auf die architektonische GIiederung beziehen, sind sie in Admont Versatzstücke, die sich ohne weiteres aus dem Gesamtaufbau herauslösen lassen. Hierin zeigt sich der grundsätzliche Unterschied zum "moderneren" Melker J.nnenraum, bei dem die architektonische Wandgliederung einzig durch die geschlossene Raumfolie der Bücherkästen bestimmt wird. Sie sind dort nicht mehr vereinzelte Einrich_tungsgegenstände, sondern bestimmen zusammen mit dem Einsatz der Bücher die Gesamtarchitektur des Saales und bilden mit diesem eine feste Einheit [1136]. Die Gründe, warum Hayberger, dem dieser Bau sicherlich bekannt war, auf den altertümlichen Ottobeurer Bibliothekstyp zurückgriff, liegen im unklaren. Wahrscheinlich ist eine Einflußnahme Abt Antons anzunehmen. Die engen Beziehungen Admonts zu den bayerisch-schwäbischen Klöstern, speziell zu Ottobeuren, die vor allem über die Salzburger Benediktinerkongregation und die dortige Universität bestanden, waren ja schon für das erste Neubauprojekt von größter Bedeutung und Wirksamkeit [1137]. In seinen Dimensionen ging der Bibliotheksbau Haybergers aber weit über Ottobeuren hinaus. Hier trat man in Konkurrenz zur Altenburger Stiftsbibliothek (1732/34 - 1742) von Joseph Munggenast, deren Längserstreckung aber um mehr als 20 Meter übertroffen wurde. Die zeitlich parallele Entstehung der beiden ansonsten völlig unterschiedlichen Bibliotheken legt eine solche
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