Stadt Steyr Verzeichnis der Häuser und Besitzer 1866
Den 15. Jänner 1864 drohte der Stadt wieder ein großes Unglück; näm lich um 4 Uhr Morgens brach in den hölzernen Schleifen des Anton Heindl, Müller zwischen den Brücken, Feuer aus, welches jedoch glücklicherweise nur auf das Schleifen gebäude beschränkt blieb und durch rechtzeitige Hilfeleistung das angebaute hölzerne Sägewerk mit den großen Holzvorräthen gerettet wurde. Nachdem der Gemeinderath am 29. Jänner den Neubau der schadhaften unteren Ennsbrücke, sowie die Demolirung des im Jahre 1489 erbauten Ennsthor- thurmes beschlossen hatte, so wurde im Monate Februar mit dem Bau der Brücke und Abbruche des Thurmes begonnen. Die Gesammtkosten der neuen hölzernen Ennsbrücke, der gemauerten steinernen gewölbten Vorbrücke nebst der Stiege, mit Inbegriff der Ennsthurm-Demolirung, beliefen sich auf circa 27,000 fl. Am 19. April wurde der Stadt Steher das Glück zu Theil, Ihre kaiserl. Hoheiten die Herren Erzherzoge Albrecht und Leopold in ihren Mauern ehrfurchtsvoll zu begrüßen, zu deren Empfang das Bürgercorps ausrückte. Der 16. Mai war für Steher ein besonderer Festtag, indem die Beeidigungs feier des am 17. April zum Bürgermeister der Stadt Steher erwählten Herrn J. ü. Dr. Jacob Kompaß durch den Herrn k. k. Hofrath Ritter v. Kriegsau vor genommen wurde. Näheres im Alpenboten Nr. 20, 1864. Am 20. August fand die feierliche Einweihung der neuerbauten Kapelle am Laurenziberg, Pfarre St. Ulrich, durch den hochwürdigen Herrn Franz Untersteiner, Pfarrer in St. Ulrich, im Beisein einer Menge Andächtiger statt. Den 28. August wurde mit Herrn L. A. Riedinger, Fabriksbesitzer in Augs burg, der Vertrag wegen Einführung der Gasbeleuchtung in Steher abgeschlossen. Den 28. September wurde durch den hochw. Herrn Bischof v. Linz Franz Joseph Rudigier die feierliche Einweihung des von Herrn Michael Haratzmüller ge spendeten ' zweiten Seitenaltars in der hiesigen Stadtpfarrkirche vorgenommen und sodann das heilige Sacrament der Firmung ausgespendet. Den 24. April 1865 wurde die Dominicanerkirche behufs Besorgung des Gottesdienstes an die P, P. ehrwürdigen Väter der Gesellschaft Jesu übergeben und für deren Unterkunft im Presbyterium links und rückwärts der Kirche einige Zim mer hergerichtet. Ende des Monats Mai wurde mit der Ausbesserung des Sprengwerkes der im Jahr e 1854 neu hergestellten Steyerbrücke begonnen und ein Nothjoch geschlagen, welches durch den in Folge anhaltenden Regens bedeutend angeschwollenen Steher- fluß gänzlich unterwaschen und am 11 . Juni um 9 Uhr Abends sammt dem Ge rüstholz weggeschwemmt wurde. Der große Felsen vor der Heindlmüllerwehre wurde gleichfalls unterwaschen, die Wehre erlitt einen Durchbruch, welcher bei dem heftigen Anprall des Wassers sich stets erweiterte und es war bei dem steten Hochwasser äußerst schwierig, der drohenden Gefahr sogleich vorzubeugen. Durch den heftigen Wellenschlag an das steinerne Joch der Steyerbrücke hatte nun auch das Wasser den Unterbau desselben derart unterwaschen, daß ein Theil des Joches den 12. Juni 7 Uhr Abends in den Fluß stürzte, und da man einen gänzlichen Einsturz befürchtete, wurde die Brücke gesperrt. Durch den Durchbruch der Wehre wurden die Wasser werke zwischen den Brücken gänzlich trocken gelegt und die städtische. Wasserkunst ent behrte des Wasserzuflusses, welches in die Brunnen geleitet werden sollte. Das Wasserkunstgebände Nr. 3 selbst erlitt mehrere Sprünge, in Folge dessen Schließen gezogen und eine ganz neue Grund- und Hausmauer aufgeführt werden mußte. Diese Herstellungen kosteten 1124 fl. 23 kr. Mit dem Wehrbau wurde gleichfalls ehestens begonnen, allein derselbe durch anhaltenden Regen und eintretendes Hochwasser sehr erschwert; demungeachtet war der von dem tüchtigen Zimmermeister Joseph Huber geleitete Bau der Wehre mit 28. Juli vollendet und betrugen die Kosten 7265 fl. 63 Vn kr., wovon die Stadt commune ein Drittheil und der Mühlenbesitzer zwei Mittheile zu tragen hatte. Am 14. Juli verschied nach längerem Leiden im Alter von 61 Jahren Herr 9 — 65 —
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