Stadt Steyr Verzeichnis der Häuser und Besitzer 1866

— 62 — Zwecke ein prachtvoller Catafalk aufgerichtet, mit dem goldenen Vließ, den betreffen­ den Wappen und Orden, mit Lorbeerkranz geziert , Gewehrpiramiden aufgestellt, und die Bürgergarde-Officiere mit gezogenem Säbel bildeten Spalier. Viele Menschen betheiligten sich dabei und nahmen den schmerzlichsten Antheil an dem großen Ver­ lust. Am nächstfolgenden, Tage wurde die gleiche Feier-zu St. Michael abgehalten. Am 22. März begann das Abbrechen der alten Friedhofmauer Zwischen der Stadtpfarrkirche und dem Meßnerhause gegen die Pfarrgasse. Die Figuren am Bogen, Christus, Maria und Johannes, waren nach der Aufschrift ein Geschenk von Vin- cenz Pieret, Bürger und Zinngießer allhier im Jahre 1647. Man glaubte, die Figuren seien von Zinn, waren jedoch von Holz und angestrichen. Am 5. Juli begann die Forstregulirungs- und Localcommifsion hier ihre Wirksamkeit. Bei dem am 13. und 14. Juli stattgehabten Hochwasser reichte- das Wasser zum erstenmale über den Dominicaner -Quai bis fast zur Mitte hinauf gegen die Häuser. Am 22. August 1V2 Uhr Nachmittags langte mittelst Estaffete die Nachricht der glücklichen Entbindung Ihrer Majestät der Kaiserin von ement Kronprinzen an, worauf um 2 */2 Uhr beim ersten Pöllerschuß unter Trompeten- und Paukenschall die erfreuliche Nachricht vom Rathhausbalkon dem zahlreich versammelten' Publikum verkündet wurde. Es wurden 101 Pöllerschüsse abgefeuert' Abends war Zapfenstreich, des anderü Tages war ein feierliches Hochamt mit Te Deum, wobei das Bürger­ corps paradirte und die Salven gab, welche mit Pöllerschüssen erwidert wurden. Aus Anlaß dieses allgement freudigen Ereignisses wurden hier sehr viele Wohlthätig­ keitsacte ausgeübt. Am 28. November, als am 1. Adventsonntage, wurde eine religiöse Feier­ lichkeit abgehalten, wie sie in Steher seit vollen 170 Jahren nicht ntehr stattgefun­ den hat. Es war dies die Uebertragung und die Aufstellung des Leibes der heiligen Columba in die Stadtpfarrkirche, welcher früher daselbst unter dem Hochaltar ver­ borgen ruhte. Da der Hochaltar im Vorjahre abgetragen wurde, so wurde der heilige Leib einstweilen mit bischöflicher Genehmigung in das Kloster Gleink gebracht und dort von den wohlehrwürdigen Salesianerinen in herrlicher Weise eingefaßt. In Folge Erlaubniß Sr. bischösl. Gnaden wurde am Vorabende der heilige Leib auf einer reich verzierten Tumba in der Dominicanerkirche bei glänzender Beleuchtung offen lieh zur Verehrung ausgesetzt, während die Priester die betreffenden Vigilgebete beteten. Das uniformirte Bürgercorps bildete hiebei die Ehrenwache. Vier Priester trugen den heiligen Leib; der feierliche Zug, begleitet von der hochw. Geistlichkeit, der k. k. Kreisbehörde, der Gemeindevorstehung, der Schulkinder und Zünfte mit ihren Fahnen und einer Menge Andächtiger, bewegte sich von der Dominicanerkirche bis zur Enge und von da tiber den Stadtplatz herauf zur Stadtpfarrkirche, allwo Predigt und ein feierliches Hochamt mit Te Deum abgehalten wurde. Am 17. Februar 1859 wurde die hiesige Telegraphen-Station eröffnet; die erste Depesche war der Dank der Gemeindevorstehung an das hohe Ministerium mit einem Hoch!!! an Se. k. k. apost. Majestät für die Einbeziehung der Stadt Steher in den allgemeinen Telegraphenverkehr. Das Hochwasser am 6. März hat insbesonders an der Wehre bei der Vogl­ sangmühle großen Schaden angerichtet. Am 6. September feierte Se. Hochwürden Herr Alois Himmelreich, geistl. Rath und Vorstadtpfarrer zu St. Michael in dieser Kirche, feine 50jährige Secundiz, indem er durch 49 Jahre hierorts als Cooperator, Catechet und Pfarrer stets that­ kräftig und segensvoll gewirkt hatte. Am 29. September und die Octave hindurch feierte die Kirche Christkindl das 160jährige Jubiläum, an welchem viele Menschen Antheil nahmen. Am 9. Juni 1860 fand durch den hochw. Herrn Bischof Franz Joseph

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