Stadt Steyr Verzeichnis der Häuser und Besitzer 1866

55 Heuer, da es von Eurer eignen Hand gearbeitet, das ich mit aufrichtiger Freude annehme; ich fühle, wie Sie in dem greisen Führer das tapfere Heer unter meinen Befehlen ehren wollten, und darf stolz sagen, ein solches Heer verdient jede Ehre; mit Todesverachtung stürzte es sich auf den Feind, warf jeden Widerstand nieder, ertrug freudig jede Entbehrung und die Glut einer tropischen Sonne. Gott hat seine Mühen gesegnet, der Feind ist gedemüthigt, über unsere Grenzen zurück geworfen,' auf bem geheiligten Haupte unsers Herrn und Kaisers ist die eiserne Krone befestiget. Und Eure Söhne, sie waren unter den Tapfersten der Tapfern, sie haben gezeigt, daß das alte Blut Oesterreichs noch in ihren Adern rollt, und daß Treue und Muth bei ihnen nie wanken. Hauptquartier Mailand am 12. August 1848. Radetzky m. p." Das Original dieses Schreibens befindet sich im Rathssaale unter Glas und Rahmen. Am 18. December war, wie überall in Oberösterreich, auch zu Steher wegen der am 2. December 1848 erfolgten Thronbesteigung Kaiser Franz Joseph I. eine kirchliche Feier, wobei die Nationalgarde paradirte. Im Monate Juni 1849 waren mehrere wichtige allgemeine Neuerungen und Organisirungen vom Ministerium vorgenommen worden, welche auch Steyer betrafen. Organisirung der Justizgerichte, vermöge welcher Steyer zum Sitze eines Landesgerichtes mit dem Wirkungskreis als Appell- und Schwurgericht, als Civil- Collegial- und Handelsgericht, und die Bezirksgerichte Steyer, Kirchdorf, Weyer, Kremsmünster, St. Florian, Neuhofen und Enns bestimmt wurden. Behufs Durchführung der Anklageprocesse in Strafsachen wurde auch eine Staatsanwaltschaft bestellt. In politischer Beziehung geschahen ebenfalls große Veränderungen. Alt Stelle der vorigen Regierung trat eine Statthalterei, und anstatt der vormaligen Kreisämter die Bezirkshauptmannschaften ins Leben, von welch letzterer in Steyer eine den Sitz hatte. Zur Unterbringung der Justizgerichte in Steyer wurde das ehemalige Ex­ jesuitengebäude Nr. 74 in Steyerdorf bestimmt, und von der Stadtgemeinde mit einem Kostenaufwands von über 10,000 fl. adaptirt. Im Monate September wurden, wie fast überall, wegen Ungarn und Ita­ lien Sieges- imb Dankfeste gefeiert. Nach eingetretener Ruhe in Ungarn und Italien zogen mehrere Abtheilungen von Truppen in ihre Standlager oder in ihre Heimat zurück, manche marschirten über Steyer und wurden von der Garde und den Bürgern feierlich empfangen, imb besonders war dieses der Fall, als das erste Bataillon des Kaiserjäger-Regiments, welches freiwillig in Ungarn gekämpft hatte, Anfangs November hier einzog. Die Garde rückte demselben feierlich und mit Musik entgegen, die Jäger wurden in den Quartieren trefflich bewirthet. Beim Ausmarsche wurden sie wieder eine große Strecke begleitet. Sie ließen mehrere Typhuskranke zurück, welche sehr gut verpflegt und zur Heimreise mit Geld und Wäsche versorgt wurden; nur Einer starb, Joseph Steinlechner aus Schwatz in Tirol, und dieser erhielt ein ausgezeichnetes Begräbnis; mit einem ungewöhnlichen Gefolge von Garden und Bürgern. Dieses edle Beneh­ men der Bürger von Steyer blieb auch nicht ohne Anerkennung von Seite Tirols; es kam ein Schreiben im Namen des gesummten Bataillons vom Hauptmann Grafen v. Wolkenstein an den Magistrat zu Steyer aus Thannheim, vom 26. December datirt, folgenden Inhalts: „Die edlen Bewohner der Stadt Steyer haben uns nicht allein vielfältige Beweise warmer Anhänglichkeit und Bruderliebe bei unserer Anwesenheit selbst gezeigt, sondern noch unsere zurückgebliebeneil Kranken großmüthig mit Geld, Wäsche und dergleichen unterstützt. Nachdem wir nun die Namen aller dieser edlen Spender nicht wissen, bleibt uns nichts übrig, als dem löblichen Magistrat dieser Stadt als Organ der Mitbürger für ihre brüderlichen Gaben herzlich zu danken, und zu ver­ sichern, daß in dem Herzen jedes einzelnen Individuums des Bataillons die edlen

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