Stadt Steyr Verzeichnis der Häuser und Besitzer 1866

— 53 So schrecklich aber das Unglück und so trostlos die Lage der größtenteils der Eisen- und Stahlwaaren-Manufactur angehörenden Abgebrannten war, ebenso schnell, großartig und wahrhaft rührend war die Unterstützung, welche ihnen von dem allerhöchsten Kaiserhause, den Behörden, allen Ständen und aus fast allen Orten der österreichischen Monarchie, ja selbst aus dem Auslande zufloß. In Folge allerhöchster Bewilligung wurde nämlich die entfallene Entschädigung von der Salz­ burger Brandassecuranz pr. 171,903 fl. 50°/° kr. C. M. sogleich ans der Staats- Cameral-Easse vorgeschossen, den abgebrannten Eisenmanufactnristen aus der k. k. inner- berg'schen Hauptgewerkschaft Eisen- und Stahlsorten int Werthe von 4000 fl. C. M. ganz unentgeltlich und um 11,896 fl. 20 kr. C. M. creditweise verabfolgt. Ueberdieß sind an milden Unterstützungsgaben allseitig höchst bedeutende Quantitäten von Lebensmitteln, Kleidungs- und Einrichtungsstücken, Baumaterialien und im baaren (Selbe 169,896 fl. 2/* kr. C. M. eingeflossen und commissionell vertheilt worden. Die abgebrannten Stadttheile wurden nun in unglaublich kurzer Zeit solid und ganz feuerfest wieder.erbaut, die meisten Häuser vergrößert, die im Wiesenfelde (früher Zwetschenparadies' genannt) gestandenen vielen Obstbäume zum Behufe der Planirung des Platzes umgehauen, und im nächsten Jahre von der Stadt die drei alten Thore am Ende der Kirchen-, Gleinker- und Sierningergasse eingelöst und zur Straßenerweiterung demolirt. Im Jahre 1845 den 14. Juli erfolgte die feierliche Aussetzung des Kreuzes auf die neue Kuppel des im Jahre 1842 abgebrannten Bruderhausthurmes. —- Nachdem der nächst der Stadtpfarrkirche gestandene uralte Thorthurm schon im Jahre 1844 abgebrochen worden, kam nun im Herbste 1846 die Reihe auch an das äußere castellartige Pfarrthor (Gilgenthor genannt), um einem neuen hübschen Hause und weiteren Verschönerungen Platz. zu machen; und 1847 erhielt die Stadt wieder eine Zierde durch, ein neues Kreisamtsgebäude, ivelches an der Stelle der dem allerhöchsten Aerar von der Stadt unentgeltlich abgetretenen alten Kaserne Nr. 30/31 am Hauptplatze erbaut wurde; welcher Bau auch die Ver­ anlassung zu einer großartigen Feier gab. Seine k. k. Hoheit der durchlauchtigste Erzherzog Franz Carl, präsumtiver Thronfolger, ließen Sich nämlich herab, zu dem Gebäude Höchsteigenhändig den Grundstein zu legen, kamen Donnerstag den 16. September Abends 7 Uhr von Ischl unter dem Kanonendonner der bürgerlichen Artillerie hier an, nahmen das Absteigequartier in der Wohnung des k. k. Kreishauptmannes iyt v. Schönthan'schen Handelshause, und besichtigten nach der speciellen Aufwartung sämmtlicher Behörden eine gelungene Beleuchtung des Stadtplatzes, der Enge, Steyerbrücke und St. Michaels- kirche, sowie das fürstliche Schloß. Am Freitag Vormittag wohnte der Erzherzog in der Stadtpfarrkirche einem vom hochwürdigsten Bischöfe Gregor Thomas Zigler cele- brirten Hochamte bei, begab sich hierauf im feierlichen Zuge in das neue, bereits bis zum Dache gediehene Kreisamtsgebäude, wo nach passenden Reden der Grund­ stein vom Hochw. Bischöfe vor einem errichteten Altare eingeweiht, und nach Ein­ legung der Urkunde, mehrerer Münzen und Industrie-Erzeugnisse von Sr. k. k. Hoheit in einen Pfeiler des Kellergewölbes Höchsteigenhändig eingemauert wurde. Bei dieser Feier paradirten die Bürgercorps von Enns, Hall, Ebelsberg und das Schützencorps von Sierning mit zahlreicher, trefflich equipirter Mannschaft, und das Steherer Bürgercorps gab die Salven. Rach der Grundsteinlegung verfügte sich der Prinz auf den Balkon des Rathhauses und ließ sämmtliche Corps defiliren, beehrte sodann hiesige Bildungsanstalten und Werkstätten mit dem Höchsten Besuche, unternahm nach der Mittagstafel noch Ausflüge nach Garsten und St. Ulrich, und reiste erst gegen 7 Uhr Abends unter stürmischen Vivats nach Amstetten ab. Im Jahre 1847 haben auch die Bürger der Vorstadt Vogelfang die freie Passage durch das fürstlich lamberg'sche Schloß nach Vogelfang und der Promenade, welche im Jahre 1844 durch die Einziehung des früher immer frei gewesenen Jo­ hannisplatzes zum Schloßgarten und dessen Abschließung ganz gehemmt worden war, und die Herstellung des vorigen Standes im Prozeßwege wieder durchgesetzt. Am

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2